Sonntag, 17. Mai 2015


Simon Petrus, Jünger Jesu:

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“

(Apg 5,29)


Seit Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu in Galiläa stand besonders ein Jünger im Vordergrund: Simon, ein Fischer aus Kapernaum, dem Jesus den Beinamen „Petrus oder Kephas, der Fels“ verliehen hatte. Er spielte stets eine Hauptrolle in der Schar der Jünger, nicht immer eine rühmliche, aber er bereute nie, sich Jesus angeschlossen zu haben.
Auch heute noch ist Simon Petrus neben Judas Ischariot, dem Verräter Jesu, der bekannteste Jünger. Selbst Menschen, die der Kirche fern stehen, kennen seinen Namen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich aber Realität und Legende so ineinander verwoben, dass es schwer ist, den „historischen“ vom „heiligen“ Simon Petrus zu unterscheiden.
Und doch ist es gerade der Mensch hinter der Maske, der zum Vorbild wird. Weil das Leben des Simon Petrus wegen seiner Höhen und Tiefen, wegen seiner Zweifel und Ängste, aber auch wegen seiner unerschütterlichen Loyalität symbolhaft für alle, die sich für die Nachfolge Jesu Christi entscheiden, steht . Denn an Simons Lebensweg können sie sehen, was sie selbst erwartet: kein unbeschwerter, geradliniger Weg, denn sie inbeirrt gehen können, sondern eine ungewisse steinige Zukunft. „Kommt und seht“ lässt Jesus das irdische Schicksal seiner Anhänger offen und verlangt, dass sie ihm, dem Meister, vertrauen. Das war damals nicht leicht und ist es auch heute nicht, doch verspricht Jesus denen, die an ihrem Glauben festhalten: „Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.“ (Matth 24,13). Sein Wort hat zeitlose Gültigkeit, damals wie heute.

Simon Petrus der Jünger


Simon Petrus' weltberühmtes Schicksal war nicht vorhersehbar. Er gehörte der unteren Gesellschaftsschicht an und führte ein durchschnittliches Leben in Palästina wie tausende andere Juden auch.
Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Sein Vater hieß Jona oder Johannes, geboren wurde er in dem kleinen Dorf Bethsaida am nördlichen Ufer des Sees Genezareth in Galiläa. Später wohnte er in Kapernaum, einer anderen Stadt am Ufer des Sees Genezareth, zusammen mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter. Über Simons Familienstand wissen wir Bescheid, weil Jesus letztere, als sie an einem Fieber schwer erkrankt war, geheilt hat. Außerdem schreibt der Apostel Paulus in seinem 1. Korintherbrief (9,5): „Haben wir nicht auch das Recht, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu führen wie die anderen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?“ Kinder von Petrus werden im Neuen Testament keine erwähnt. Aber es ist nachdenkenswert, dass der von der römisch-katholischen Kirche als erster Papst verehrte Simon Petrus keineswegs zölibatär gelebt hat und ihn Jesus trotzdem in der Nachfolge eine Hauptrolle zugeteilt hat. 
 
Simon Petrus verdiente seinen Lebensunterhalt als Fischer zusammen mit seinem Bruder Andreas. Sie hatten ein eigenes Boot. Die beiden Brüder wurden von Jesus als erste Jünger berufen. Andreas stand aber im Schatten seines Bruders.

Simon Petrus wird von den Evangelisten wiederholt aus der Gruppe der Jünger hervorgehoben. Wenn die Zwölf aufgezählt werden, steht Petrus immer an erster Stelle. Er erkannte als erster, dass Jesus der verheißene Messias ist. Er war der Wortführer der Jünger, der sich immer mit Fragen an Jesus wandte, die alle Jünger beantwortet haben wollten. Er nahm die Rolle eines Sprechers der Gruppe ein. Nach den Evangelien bekannte Petrus auf Jesu Frage an seine Jünger, für wen sie ihn hielten, als erster: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Matth 16,16)

Die entscheidende Stelle im Matthäus-Evangelium, die seine Sonderrolle besonders hervorstreicht, lautet: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ (16,19)
Diese Bibelstelle dient der römisch-katholischen Kirche zur Begründung für die Entstehung des Papsttums durch Petrus. Aber dass Petrus erster Bischof der römischen Kirche gewesen ist, geht aus diesem Text nicht hervor. Der Vers 16,19 wird von Matthäus selbst relativiert, in dem er Jesus zwei Kapitel weiter den oben genannten Auftrag an alle seine Jünger richten lässt Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.“ (18,18)

Simon Petrus war er kein perfekter Jünger, der alles richtig machte. Als Jesus auf dem Wasser ging und zum Boot gelangen wollte, in dem seine Jünger bereits den See Genezareth überquerten, wollte Petrus als Zeichen dafür, dass es wirklich Jesus war, auf dem Wasser zu ihm gehen. Zuerst funktionierte es, aber dann erschrak er, begann zu zweifeln und versank. Enttäuscht rettete ihn Jesus: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Matth 14,31)

Besonders im Gedächtnis der Nachwelt geblieben ist sein Versagen nach der Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane. Während Jesus in der Burg Antonia verhört wurde, schlich sich Petrus in den Hof, um sich darüber zu informieren, was aus seinem Meister geworden ist. Es hielten sich viele Leute auf dem Platz auf, und einige erkannten in ihm den Jünger Jesu aus Galiläa und sprachen ihn darauf an. Doch Petrus wurde zornig und stritt ab, diesen Rabbi aus Nazareth zu kennen: „Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.“ (Markus 14,71)
Da krähte der Hahn, und Petrus erinnerte sich daran, dass Jesus ihm vorausgesagt hatte, dass er ihn 3x verleugnen werde, bevor der Hahn krähe. Petrus hatte ihm großspurig erklärt, er werde immer zu ihm halten, egal, was passiere: „Und wenn sie alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht!“ (Markus 14,29) Als Petrus erkannte, dass er doch versagt hatte, ging er beschämt weg und weinte bitterlich. Trotzdem hielt Jesus an ihm fest.

Die Person des Simon Petrus, der als Jünger seine Familie und seinen Beruf verließ und mit Jesus mitging, aber immer wieder versagte, und dem Jesus doch die Leitung der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem anvertraute, zeigt, dass Gott nicht erwartet, es mit perfekten Gläubigen zu tun zu haben. Aber wir müssen uns unserer Unzulänglichkeiten immer bewusst sein: „Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden!“ (Lukas 14,11
 
Die traditionellen evangelischen Kirchen haben auf der Turmspitze einen Hahn, der uns an diesen Vorfall erinnern soll: so wie Petrus können auch wir in der Nachfolge Jesu schwach werden und aus Angst versagen. Deshalb sollen wir demütig bleiben und nicht angeben und uns groß aufspielen. Jesus weiß, dass es nicht leicht ist, deshalb ruft er uns zu: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!“ (Matth 26,41) Er wird uns Stütze und Hilfe in der Not sein.

 

Simon Petrus der Apostel


Nach der Kreuzigung Jesu hatte sich Petrus zusammen mit den Jüngern in Jerusalem verborgen gehalten, bis ihn und die anderen Elf zu Pfingsten die Kraft des Heiligen Geistes erfasste. Er trat zum jüdischen Wochenfest Schawuot, das 50 Tage nach dem Passafest gefeiert wurde, mit der ersten Predigt über den auferstandenen Herrn in Jerusalem an die Öffentlichkeit und leitete damit die Missionstätigkeit der Apostel ein. Seine Rede war so mitreißend, dass sich viele, die ihn hörten, taufen ließen. Laut Apostelgeschichte sollen sich am selben Tag 3.000 Menschen zum neuen Glauben bekannt haben.
So bildete sich eine erste kleine christliche Gemeinschaft, die ihr Zentrum in Jerusalem hatte. Diese Urgemeinde war eine kleine Gruppe von Getauften, die sich im Glauben an den auferstandenen Herrn zusammengefunden hatten und ein stilles und frommes Leben führten. Von dieser kleinen Schar aber wird eine die Welt umwandelnde Bewegung ausgehen.
Petrus übernahm von allen Aposteln und neu Getauften anerkannt die Leitung. Eines Tage trat ihm ein Mann gegenüber, über den ihm widersprüchliche Nachrichten zugetragen worden waren: Paulus, der frühere Christenverfolger und nun glühendster Anhänger von Jesus Christus. Er war nach seiner Taufe in Damaskus nach Jerusalem gekommen, um sich der Urgemeinde persönlich vorzustellen und sich die Anerkennung als Apostel durch den Gemeindeleiter Petrus zu holen.

Simon Petrus ging später selbst auf Missionsreise, zog überall im Land herum und kam bis nach Antiochia, wie in der Apostelgeschichte nachzulesen ist. Er nahm, wie bereits angeführt, dabei seine Frau mit. Die Leitung der Jerusalemer Gemeinde übergab er dem Halbbruder Jesu, Jakobus. Der Zeitpunkt seiner Ankunft in Syrien bleibt im Dunklen. Auch die Dauer seines Aufenthalts ist unbekannt.

Petrus kehrte später jedoch wieder nach Jerusalem zurück, aber die Situation war für die junge Christengemeinde gefährlich geworden. Der jüdische König Herodes Agrippa I. ließ im Jahre 44 n.Chr. die Christen verfolgen und Jakobus, den Jünger Jesu, sogar hinrichten. Petrus wurde auf königlichen Befehl hin ins Gefängnis geworfen, aber wundersam befreit. Daraufhin verließ Simon Petrus endgültig Jerusalem als Wohnort: „Dann ging er hinaus und zog an einen anderen Ort.“ (Apg 12,17). Wohin er ging, lässt Lukas offen.

Petrus kehrte noch einmal nach Jerusalem zurück, weil er an einem Treffen aller Apostel, dem sogenannten Apostelkonzil, teilnahm, um wichtige Grundsatzfragen in der Missionsarbeit zu klären. Hierbei trat er aber nicht mehr als Gemeindeleiter auf, sondern als Missionar. Offenbar war es der Herrenbruder Jakobus, der der Versammlung vorstand. Petrus versuchte durch eine Rede zwischen den verschiedenen Lagern zu vermitteln, was ihm auch gelang.
Nach diesem Bericht im Kapitel 15 der Apostelgeschichte wird über Petrus nichts mehr berichtet, sondern nur noch über Paulus. Weder die neutestamentlichen noch außerbiblischen frühchristlichen Schriften geben Auskunft darüber, welchen Weg der alternde Apostel bis zu seinem Tod einschlug.

Simon Petrus der Märtyrer?


Über Petrus’ Tod steht weder etwas in der Apostelgeschichte noch in den Briefen des Neuen Testaments. Starb er wie viele andere Christen als Märtyrer, wie zum Beispiel Stephanus und Johannes, oder eines natürlichen Todes an Altersschwäche?
Anhaltspunkte für einen Märtyrertod liefern nur zwei Textstellen, eine im Johannes Evangelium und eine in einer frühchristlichen Schrift, dem 1. Klemensbrief. In beiden machen aber die Verfasser keine deutlichen Aussagen, sondern begnügen sich mit pathetischen Andeutungen.
Der indirekte Hinweis im Neuen Testament steht im Schlusskapitel des Johannes Evangeliums, als Jesus vor seiner Rückkehr in den Himmel zu Petrus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.“(Joh 21,18)
Ein weiteres indirektes Zeugnis für den Märtyrertod steht im 1. Klemensbrief, einer Schrift aus dem Ende des 1.Jhs., und lautet: „Petrus, der wegen unberechtigter Eifersucht nicht eine oder zwei, sondern vielerlei Mühsal ertrug und so, nachdem er Zeugnis abgelegt hatte, an den gebührenden Ort der Herrlichkeit gelangte.
Eine bestimmte Stadt wird in beiden Texten nicht genannt.

Aufgrund der fehlenden historischen Belege ist es nicht verwunderlich, dass Aufenthalt und Tod des Simon Petrus in Rom umstritten sind. Nirgends im Neuen Testament wird ein Zusammenhang zwischen Simon Petrus und Rom hergestellt.
Nur über Paulus berichtet die Apostelgeschichte, dass er zu seinem Prozess in die römische Hauptstadt gebracht wurde: „Paulus aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.“ (Apg 28,30.31)
Wenn sich Petrus zur selben Zeit wie Paulus in Rom aufgehalten hätte oder schon vor ihm dagewesen wäre, warum hätte die Apostelgeschichte dies verschweigen sollen? Den einen nennen und den anderen nicht? Paulus erwähnte Petrus auch nicht in seinem Römerbrief, den er an die christliche Gemeinde in der Hauptstadt vor seiner Ankunft schickte, um sich vorzustellen.
Warum schweigt sich Lukas in seiner Apostelgeschichte überhaupt über das weitere Leben des Petrus aus? Die naheliegende Erklärung ist wohl die, dass er es nicht wusste. Simon Petrus stand für damalige Begriffe bereits in einem hohen Alter, sein natürlicher Tod in einer christlichen Gemeinde hätte kein Aufsehen erregt. Die Informationslage war damals wesentlich eingeschränkter als heute im Internetzeitalter. Neuigkeiten erfuhr man oft Monate oder Jahre, nachdem sie passiert waren. Paulus und Petrus hatten zu ihren Lebzeiten auch noch nicht die überragende Bedeutung in der Kirche wie später in der Kirchengeschichte, weil auch andere Apostel erfolgreich missionierten.

Nach der Überlieferung der Alten Kirche wurde Petrus unter Kaiser Nero im Zuge der Christenverfolgung als Bestrafung für den Großen Brand 64 n.Chr. in Rom ebenfalls hingerichtet. Er wäre auf eigenen Wunsch mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden, weil er sich nicht für würdig hielt, auf die gleiche Weise wie Jesus zu sterben. Offenbar soll hier auf eine Bußleistung hingewiesen werden als Wiedergutmachung für die Verleugnung während des Prozesses gegen Jesus. 


Der Leichnam des Apostels soll auf dem Vatikanischen Hügel unter der heutigen Peterskirche beigesetzt worden sein. Dagegen spricht, dass es schwer vorstellbar ist, dass die überlebenden römischen Christen, die auch unter Neros Nachfolgern gefährdet blieben, den Leichnam des hingerichteten Petrus hätten nehmen und durch eine Begräbnisstätte in den Gärten Neros ehren können. Üblicherweise wurden die Überreste der getöteten Christen in den Tiber geworfen.
Es gibt keinen Beweis dafür, dass das Grab unter der Peterskirche, im dem zweifelsohne ein Christ begraben wurde, das des Petrus ist.

Eigentlich hat es Simon Petrus nicht nötig, durch eine fromme Legende aufgewertet zu werden. Allein seine Treue in der Nachfolge als Jünger und Apostel - allen Widrigkeiten zum Trotz - reichen aus, um Christen, denen es mit dem Glauben an Jesus Christus ernst ist, zu beeindrucken. Petrus ist ohne Zweifel ein besonderer Jünger Jesu, ein Vorbild für alle gläubigen Menschen, die trotz ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus immer wieder versagen und trotzdem von Gott die Zusage zu Vergebung und Erlösung erhalten.
Der Fischer Simon aus Kapernaum war von Jesus für eine bestimmte Aufgabe auserwählt worden und hat diese erfüllt. Zu Pfingsten rief er die Menschen zur Taufe und legte als Leiter der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem den Grundstein für den Aufbau der christlichen Kirche.
Auf Simon Petrus trifft das Wort Jesu in jedem Fall zu: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Johannes 7,38

 

1 Kommentar:

  1. ich finde es toll, dass Jesus nicht aufgebeben hat und an Petrus festhielt! Jeder Mensch macht Fehler und zweifelt, doch man kann manchmal nicht anders und lernt es erst durch die Erfahrung!

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