Simon Petrus, Jünger Jesu:
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“
(Apg 5,29)
Seit
Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu in Galiläa stand besonders ein
Jünger im Vordergrund: Simon, ein Fischer aus Kapernaum, dem Jesus
den Beinamen „Petrus oder Kephas, der Fels“ verliehen
hatte. Er spielte stets eine Hauptrolle in der Schar der Jünger,
nicht immer eine rühmliche, aber er bereute nie, sich Jesus
angeschlossen zu haben.
Auch
heute noch ist Simon Petrus neben Judas Ischariot, dem Verräter
Jesu, der bekannteste Jünger. Selbst Menschen, die der Kirche fern
stehen, kennen seinen Namen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich
aber Realität und Legende so ineinander verwoben, dass es schwer
ist, den „historischen“ vom „heiligen“ Simon Petrus zu
unterscheiden.
Und
doch ist es gerade der Mensch hinter der Maske, der zum Vorbild wird.
Weil das Leben des Simon Petrus wegen seiner Höhen und Tiefen, wegen
seiner Zweifel und Ängste, aber auch wegen seiner unerschütterlichen
Loyalität symbolhaft für alle, die sich für die Nachfolge Jesu
Christi entscheiden, steht . Denn an Simons Lebensweg können sie
sehen, was sie selbst erwartet: kein unbeschwerter, geradliniger Weg,
denn sie inbeirrt gehen können, sondern eine ungewisse steinige
Zukunft. „Kommt
und seht“ lässt Jesus das irdische Schicksal
seiner Anhänger offen und verlangt, dass sie ihm, dem Meister,
vertrauen. Das war damals nicht leicht und ist es auch heute nicht,
doch verspricht Jesus denen, die an ihrem
Glauben festhalten: „Wer aber
beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.“
(Matth 24,13).
Sein Wort hat zeitlose Gültigkeit, damals wie heute.
Simon Petrus der Jünger
Simon
Petrus' weltberühmtes Schicksal war nicht vorhersehbar. Er gehörte
der unteren Gesellschaftsschicht an und führte ein
durchschnittliches Leben in Palästina wie tausende andere Juden
auch.
Sein
Geburtsjahr ist unbekannt. Sein Vater hieß Jona oder Johannes,
geboren wurde er in dem kleinen Dorf Bethsaida am nördlichen Ufer
des Sees Genezareth in Galiläa. Später wohnte er in Kapernaum,
einer anderen Stadt am Ufer des Sees Genezareth, zusammen mit seiner
Frau und seiner Schwiegermutter. Über Simons Familienstand wissen
wir Bescheid, weil Jesus letztere, als sie an einem Fieber schwer
erkrankt war, geheilt hat. Außerdem schreibt der Apostel Paulus in
seinem 1. Korintherbrief (9,5): „Haben
wir nicht auch das Recht, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu
führen wie die anderen Apostel und die Brüder des Herrn und
Kephas?“
Kinder von Petrus werden im Neuen Testament keine erwähnt. Aber
es ist nachdenkenswert, dass der von der römisch-katholischen Kirche
als erster Papst verehrte Simon Petrus keineswegs zölibatär gelebt
hat und ihn Jesus trotzdem in der Nachfolge eine Hauptrolle zugeteilt
hat.
Simon
Petrus verdiente seinen Lebensunterhalt als Fischer zusammen mit seinem Bruder Andreas. Sie hatten ein
eigenes Boot. Die beiden Brüder wurden von Jesus als erste Jünger
berufen. Andreas stand aber im Schatten seines Bruders.
Simon
Petrus wird von den Evangelisten wiederholt aus der Gruppe der Jünger
hervorgehoben. Wenn die Zwölf aufgezählt werden, steht Petrus immer
an erster Stelle. Er erkannte als erster, dass Jesus der verheißene
Messias ist. Er war der Wortführer der Jünger, der sich immer mit
Fragen an Jesus wandte, die alle Jünger beantwortet haben wollten.
Er nahm die Rolle eines Sprechers der Gruppe ein. Nach den Evangelien
bekannte Petrus auf Jesu Frage an seine Jünger, für wen sie ihn
hielten, als erster: „Du
bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“
(Matth
16,16)
Die
entscheidende Stelle im Matthäus-Evangelium, die seine Sonderrolle
besonders hervorstreicht, lautet: „Ich
will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, und alles, was du
auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles,
was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“
(16,19)
Diese
Bibelstelle dient der römisch-katholischen Kirche zur Begründung
für die Entstehung des Papsttums durch Petrus. Aber dass Petrus
erster Bischof der römischen Kirche gewesen ist, geht aus diesem
Text nicht hervor. Der Vers 16,19 wird von Matthäus selbst
relativiert, in dem er Jesus zwei Kapitel weiter den oben genannten
Auftrag an alle seine Jünger richten lässt „Wahrlich,
ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel
gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im
Himmel gelöst sein.“ (18,18)
Simon
Petrus war er kein perfekter Jünger, der alles richtig machte. Als
Jesus auf dem Wasser ging und zum Boot gelangen wollte, in dem seine
Jünger bereits den See Genezareth überquerten, wollte Petrus als
Zeichen dafür, dass es wirklich Jesus war, auf dem Wasser zu ihm
gehen. Zuerst funktionierte es, aber dann erschrak er, begann zu
zweifeln und versank. Enttäuscht rettete ihn Jesus: „Du
Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Matth
14,31)
Besonders
im Gedächtnis der Nachwelt geblieben ist sein Versagen nach der
Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane. Während Jesus in der Burg
Antonia verhört wurde, schlich sich Petrus in den Hof, um sich
darüber zu informieren, was aus seinem Meister geworden ist. Es
hielten sich viele Leute auf dem Platz auf, und einige erkannten in
ihm den Jünger Jesu aus Galiläa und sprachen ihn darauf an. Doch
Petrus wurde zornig und stritt ab, diesen Rabbi aus Nazareth zu
kennen: „Er aber fing an, sich zu
verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem
ihr redet.“ (Markus 14,71)
Da
krähte der Hahn, und Petrus erinnerte sich daran, dass Jesus ihm
vorausgesagt hatte, dass er ihn 3x verleugnen werde, bevor der
Hahn krähe. Petrus hatte ihm großspurig erklärt, er werde
immer zu ihm halten, egal, was passiere: „Und
wenn sie alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht!“
(Markus 14,29) Als Petrus erkannte, dass er doch
versagt hatte, ging er beschämt weg und weinte
bitterlich. Trotzdem hielt Jesus an ihm fest.
Die
Person des Simon Petrus, der als Jünger seine Familie und seinen
Beruf verließ und mit Jesus mitging, aber immer wieder versagte, und
dem Jesus doch die Leitung der ersten christlichen Gemeinde in
Jerusalem anvertraute, zeigt, dass Gott nicht erwartet, es mit
perfekten Gläubigen zu tun zu haben. Aber wir müssen uns unserer
Unzulänglichkeiten immer bewusst sein: „Denn
wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich
selbst erniedrigt, der soll erhöht werden!“ (Lukas
14,11)
Die
traditionellen evangelischen Kirchen haben auf der Turmspitze einen
Hahn, der uns an diesen Vorfall erinnern soll: so wie Petrus können
auch wir in der Nachfolge Jesu schwach werden und aus Angst versagen.
Deshalb sollen wir demütig bleiben und nicht angeben und uns groß
aufspielen. Jesus weiß, dass es nicht leicht ist, deshalb ruft er
uns zu: „Wachet und betet, dass ihr nicht
in Anfechtung fallt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist
schwach!“ (Matth
26,41) Er wird uns Stütze und Hilfe in der Not sein.
Simon Petrus der Apostel
Nach
der Kreuzigung Jesu hatte sich Petrus zusammen mit den Jüngern in
Jerusalem verborgen gehalten, bis ihn und die anderen Elf zu
Pfingsten die Kraft des Heiligen Geistes erfasste. Er trat zum
jüdischen Wochenfest Schawuot, das 50 Tage nach dem Passafest
gefeiert wurde, mit der ersten Predigt über den auferstandenen Herrn
in Jerusalem an die Öffentlichkeit und leitete damit die
Missionstätigkeit der Apostel ein. Seine Rede war so mitreißend,
dass sich viele, die ihn hörten, taufen ließen. Laut
Apostelgeschichte sollen sich am selben Tag 3.000 Menschen zum neuen
Glauben bekannt haben.
So
bildete sich eine erste kleine christliche Gemeinschaft, die ihr
Zentrum in Jerusalem hatte. Diese Urgemeinde war eine kleine Gruppe
von Getauften, die sich im Glauben an den auferstandenen Herrn
zusammengefunden hatten und ein stilles und frommes Leben führten.
Von dieser kleinen Schar aber wird eine die Welt umwandelnde Bewegung
ausgehen.
Petrus
übernahm von allen Aposteln und neu Getauften anerkannt die Leitung.
Eines Tage trat ihm ein Mann gegenüber, über den ihm
widersprüchliche Nachrichten zugetragen worden waren: Paulus, der
frühere Christenverfolger und nun glühendster Anhänger von Jesus
Christus. Er war nach seiner Taufe in Damaskus nach Jerusalem
gekommen, um sich der Urgemeinde persönlich vorzustellen und sich
die Anerkennung als Apostel durch den Gemeindeleiter Petrus zu holen.
Simon
Petrus ging später selbst auf Missionsreise, zog überall im Land
herum und kam bis nach Antiochia, wie in der Apostelgeschichte
nachzulesen ist. Er nahm, wie bereits angeführt, dabei seine Frau
mit. Die Leitung der Jerusalemer Gemeinde übergab er dem Halbbruder
Jesu, Jakobus. Der Zeitpunkt seiner Ankunft in Syrien bleibt im
Dunklen. Auch die Dauer seines Aufenthalts ist unbekannt.
Petrus
kehrte später jedoch wieder nach Jerusalem zurück, aber die
Situation war für die junge Christengemeinde gefährlich geworden.
Der jüdische König Herodes Agrippa I. ließ im Jahre 44 n.Chr. die
Christen verfolgen und Jakobus, den Jünger Jesu, sogar hinrichten.
Petrus wurde auf königlichen Befehl hin ins Gefängnis geworfen,
aber wundersam befreit. Daraufhin verließ Simon Petrus endgültig Jerusalem als Wohnort: „Dann ging er hinaus und
zog an einen anderen Ort.“ (Apg 12,17).
Wohin er ging, lässt Lukas offen.
Petrus
kehrte noch einmal nach Jerusalem zurück, weil er an einem Treffen
aller Apostel, dem sogenannten Apostelkonzil, teilnahm, um wichtige
Grundsatzfragen in der Missionsarbeit zu klären. Hierbei trat er
aber nicht mehr als Gemeindeleiter auf, sondern als Missionar.
Offenbar war es der Herrenbruder Jakobus, der der Versammlung
vorstand. Petrus versuchte durch eine Rede zwischen den verschiedenen
Lagern zu vermitteln, was ihm auch gelang.
Nach
diesem Bericht im Kapitel 15 der Apostelgeschichte wird über Petrus
nichts mehr berichtet, sondern nur noch über Paulus. Weder die
neutestamentlichen noch außerbiblischen frühchristlichen Schriften
geben Auskunft darüber, welchen Weg der alternde Apostel bis zu
seinem Tod einschlug.
Simon Petrus der Märtyrer?
Über
Petrus’ Tod steht weder etwas in der Apostelgeschichte noch in den
Briefen des Neuen Testaments. Starb er wie viele andere Christen als
Märtyrer, wie zum Beispiel Stephanus und Johannes, oder eines
natürlichen Todes an Altersschwäche?
Anhaltspunkte
für einen Märtyrertod liefern nur zwei Textstellen, eine im
Johannes Evangelium und eine in einer frühchristlichen Schrift, dem
1. Klemensbrief. In beiden machen aber die Verfasser keine deutlichen
Aussagen, sondern begnügen sich mit pathetischen Andeutungen.
Der
indirekte Hinweis im Neuen Testament steht im Schlusskapitel des
Johannes Evangeliums, als Jesus vor seiner Rückkehr in den Himmel zu
Petrus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage
dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo
du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände
ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du
nicht hin willst.“(Joh 21,18)
Ein
weiteres indirektes Zeugnis für den Märtyrertod steht im 1.
Klemensbrief, einer Schrift aus dem Ende des 1.Jhs., und lautet:
„Petrus, der wegen unberechtigter
Eifersucht nicht eine oder zwei, sondern vielerlei Mühsal ertrug und
so, nachdem er Zeugnis abgelegt hatte, an den gebührenden Ort der
Herrlichkeit gelangte.“
Eine
bestimmte Stadt wird in beiden Texten nicht genannt.
Aufgrund
der fehlenden historischen Belege ist es nicht verwunderlich, dass
Aufenthalt und Tod des Simon Petrus in Rom umstritten sind. Nirgends
im Neuen Testament wird ein Zusammenhang zwischen Simon Petrus und
Rom hergestellt.
Nur
über Paulus berichtet die Apostelgeschichte, dass er zu seinem
Prozess in die römische Hauptstadt gebracht wurde: „Paulus
aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle
auf, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem
Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.“
(Apg 28,30.31)
Wenn
sich Petrus zur selben Zeit wie Paulus in Rom aufgehalten hätte oder
schon vor ihm dagewesen wäre, warum hätte die Apostelgeschichte
dies verschweigen sollen? Den einen nennen und den anderen nicht?
Paulus erwähnte Petrus auch nicht in seinem Römerbrief, den er an
die christliche Gemeinde in der Hauptstadt vor seiner Ankunft
schickte, um sich vorzustellen.
Warum
schweigt sich Lukas in seiner Apostelgeschichte überhaupt über das
weitere Leben des Petrus aus? Die naheliegende Erklärung ist wohl
die, dass er es nicht wusste. Simon Petrus stand für damalige
Begriffe bereits in einem hohen Alter, sein natürlicher Tod in einer
christlichen Gemeinde hätte kein Aufsehen erregt. Die
Informationslage war damals wesentlich eingeschränkter als heute
im Internetzeitalter. Neuigkeiten erfuhr man oft Monate oder Jahre,
nachdem sie passiert waren. Paulus und Petrus hatten zu ihren
Lebzeiten auch noch nicht die überragende Bedeutung in der Kirche
wie später in der Kirchengeschichte, weil auch andere Apostel
erfolgreich missionierten.
Nach
der Überlieferung der Alten Kirche wurde Petrus unter Kaiser Nero im Zuge der
Christenverfolgung als Bestrafung für den Großen
Brand 64 n.Chr. in Rom ebenfalls hingerichtet. Er wäre auf eigenen
Wunsch mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden, weil er sich nicht für
würdig hielt, auf die gleiche Weise wie Jesus zu sterben. Offenbar
soll hier auf eine Bußleistung hingewiesen werden als
Wiedergutmachung für die Verleugnung während des Prozesses gegen
Jesus.
Der Leichnam des Apostels soll auf dem Vatikanischen Hügel
unter der heutigen Peterskirche beigesetzt worden sein. Dagegen
spricht, dass es schwer vorstellbar ist, dass die überlebenden
römischen Christen, die auch unter Neros Nachfolgern gefährdet
blieben, den Leichnam des hingerichteten Petrus hätten nehmen und
durch eine Begräbnisstätte in den Gärten Neros ehren können.
Üblicherweise wurden die Überreste der getöteten Christen in den
Tiber geworfen.
Es
gibt keinen Beweis dafür, dass das Grab unter der Peterskirche, im
dem zweifelsohne ein Christ begraben wurde, das des Petrus ist.
Eigentlich
hat es Simon Petrus nicht nötig, durch eine fromme Legende
aufgewertet zu werden. Allein seine Treue in der Nachfolge als Jünger
und Apostel - allen Widrigkeiten zum Trotz - reichen aus, um
Christen, denen es mit dem Glauben an Jesus Christus ernst ist, zu
beeindrucken. Petrus ist ohne Zweifel ein besonderer Jünger Jesu,
ein Vorbild für alle gläubigen Menschen, die trotz ihres Bekenntnisses
zu Jesus Christus immer wieder versagen und trotzdem von Gott die
Zusage zu Vergebung und Erlösung
erhalten.
Der
Fischer Simon aus Kapernaum war von Jesus für eine bestimmte Aufgabe
auserwählt worden und hat diese erfüllt. Zu Pfingsten rief er die
Menschen zur Taufe und legte als Leiter der urchristlichen Gemeinde
in Jerusalem den Grundstein für den Aufbau der christlichen Kirche.
Auf
Simon Petrus trifft das Wort Jesu in jedem Fall zu: „Wer
an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme
lebendigen Wassers fließen.“ (Johannes
7,38)
ich finde es toll, dass Jesus nicht aufgebeben hat und an Petrus festhielt! Jeder Mensch macht Fehler und zweifelt, doch man kann manchmal nicht anders und lernt es erst durch die Erfahrung!
AntwortenLöschen