Das leere
Grab Jesu Christi
„Was sucht
ihr den Lebenden unter den Toten?“
In Österreich ist es Brauch, am Tag von Allerheiligen in den
Friedhof zu gehen und das Grab der verstorbenen Angehörigen mit
Herbstblumen oder Gestecken zu schmücken. Im Burgenland geschieht
dies tagsüber. Am Abend, bei Einbruch der Dämmerung, gehen die
Leute nochmals in den Friedhof, um an der letzten Ruhestätte der
dahingeschiedenen Liebsten andächtig zu verweilen und ein Gebet zu
sprechen.
Grabpflege und Andacht sind ein Trost für die trauernden
Hinterbliebenen, die wissen, dass sich die sterblichen Überreste
unter der Erde bzw. in der vor ihnen stehenden Urne befinden.
Was aber ist, wenn sich
herausstellt, dass ein Grab leer ist?
Den Jüngern und Jüngerinnen
Jesu ist es so ergangen. Die Evangelien berichten übereinstimmend,
dass die Anhänger Jesu überrascht, ja sogar fassungslos waren, weil
der Leichnam Jesu von Nazareth am Morgen des ersten Wochentags nicht
mehr im Grab lag. Das hatten sie offensichtlich nicht erwartet,
obwohl es ihnen Jesus mehrmals angekündigt hatte.
Was war passiert?
Die Grablegung
Allen vier Evangelisten ist es wichtig zu betonen, dass der Leichnam
Jesu in ein vorher noch nie benutztes Grab gelegt wurde. Es war
leer, eine Verwechslung mit einem anderen Leichnam war hiermit
ausgeschlossen. Ein Grab mit einem Toten darin: das ist wichtig für
die Ereignisse, die drei Tage später passieren werden.
Der Mann, der sich um die Bestattung kümmerte, war ein Anhänger des
Nazareners: Joseph von Arimatäa. Er wickelte den Körper des
Gekreuzigten in eine Leinwand, die Matthäus als „sauber und
rein“ und Johannes als „weiß“ beschreibt. Alles
musste schnell gehen, weil am Abend des Freitags, des Rüsttages, der
Sabbat begann und in dieser Zeit Begräbnisse verboten waren.
In Fels gehauen beschreiben Matthäus und Markus das Grab, in
dem Jesus seine letzte Ruhe finden soll. Lukas ersetzt Fels mit
Stein, was aber wohl dasselbe meint. Nähere Angaben über den Ort,
wo sich das Grab befindet, machen sie nicht. Die liefert der
Evangelist Johannes. Er verweist wegen des nahenden Sabbats darauf,
dass Eile geboten ist, und Joseph von Arimatäa deshalb ein Grab
wählte, das in der Nähe der Hinrichtungsstätte lag. Er fand eines,
in das noch nie jemand gelegt worden war, in einem an Golgatha
angrenzenden Garten. Dass die Grabeshöhle außerhalb der Stadt
Jerusalem lag, bestätigt indirekt der Hebräerbrief 13,12: „Darum
hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen,
außerhalb des Tores gelitten.“ Den Leichnam des Hingerichteten musste der Statthalter für das
Begräbnis freigeben. Joseph von Arimatäa bat also Pontius Pilatus
um den Leib Jesu und bekam ihn ohne Verzögerung. Der Präfekt fragte
nicht weiter nach. Da er das Todesurteil nur widerwillig
unterzeichnet hatte, war er entgegenkommend. Nachdem Joseph von
Arimatäa die in Leinentücher gewickelte Leiche in die Gruft gelegt
hatte, verschloss er sie mit einem großen Stein und ging weg.
Das leere Grab
Das Verhalten der Jünger nach Jesu Verhaftung im Garten Gethsemane
lässt keinen anderen Schluss als Resignation zu. Sie fehlten sowohl
bei der Kreuzigung als auch bei der Bestattung. Sie hielten sich in
Jerusalem in Privathäusern versteckt, teils aus Trauer um den Toten,
teils aus Angst ebenfall verhaftet zu werden.
Ungeachtet dessen fürchteten laut Matthäus die jüdischen
Geistlichen, die Jünger wollten ihrem Rabbi doch noch zu einem
posthumen Sieg verhelfen. Die Hohepriester und Schriftgelehrten
trauten den Jüngern zu, dass sie den Leichnam Jesu stehlen, um den
Menschen sagen zu können, er sei wie angekündigt von den Toten
auferstanden.
Sie gingen zum Statthalter Pontius Pilatus und verlangten für den
dritten Tag nach der Kreuzigung eine Bewachung, damit dieser Betrug
verhindert werde. Pilatus bewilligte die Soldaten, aber sie stellten
sich als wirkungslos heraus. Denn zu ihrem größten Entsetzen
erschien plötzlich am Morgen des ersten Wochentags ein Engel Gottes,
schob den Stein weg und setzte sich drauf. Die Wächter erstarrten
vor Schreck, was im Grab passierte interessierte sie in diesem Moment
nicht mehr.
Wie erfuhren die Anhänger Jesu von seiner Auferstehung?
In allen vier Evangelien waren es Frauen, die das leere Grab
entdeckten. Sie kamen zum Grab und sahen schon von weitem, dass etwas
nicht in Ordnung war, denn der Stein war vom Eingang weggerollt. Im
Inneren fehlte der Leichnam Jesu.
Die Erklärung dafür lieferten jeweils Engel. Sie erinnerten die
Frauen daran, dass Jesus seine Auferstehung angekündigt hatte. Von
den Frauen erfuhren später auch die Jünger, was passiert war. Lukas
und Johannes berichten, dass Petrus nun ebenfalls zum Grab ging und
verwundert war, dass er es leer vorfand.
Warum sind sowohl die Jünger als auch die Frauen, die zu Jesu
Anhängerschaft gehörten, so überrascht von seiner Auferstehung?
Sie sind in Galiläa mit Jesus zusammengewesen, als er als
Wanderlehrer vom Reich Gottes gepredigt hatte. Als er gegen Ende
seiner Lehrtätigkeit begann, seinen Anhängern seinen Leidensweg in
Jerusalem anzukündigen, tröstete er sie damit, dass er seine
Auferstehung von den Toten am 3. Tag versprach.
Das leere Grab steht als Beweis für die Prophezeiung Jesu für seine
Auferstehung von den Toten am 3. Tag, aber mehr Bedeutung hat es für
den christlichen Glauben nicht. Eine besondere Verehrung steht ihm
nicht zu.
Es ist für uns Menschen ein Trost, vor dem Grab geliebter
Angehöriger zu stehen, weil es tatsächlich ihre letzte Ruhestätte
ist. Aber es ist für uns Christen kein Trost, eine Nische in der
Jerusalemer Grabeskirche anzubeten, in der - vielleicht - der
Leichnam Jesu gelegen hat. Wozu auch? Denn Jesus lebt. Er ist
auferstanden und hat den Tod überwunden, sein Grab ist nur eine
Durchgangsstation.
Jesus Christus, unser Herr und Gott, ist in den Himmel zurückgekehrt
und somit immer und überall für uns im Gebet erreichbar.
Ein wunderschöner Beitrag zu Allerheiligen! Dass Jesus für uns gestorben ist, macht deutlich wie viel wir Gott bedeuten!
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