Montag, 9. Januar 2023

 

Geliebte christliche Kirche

dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid!“(Epheserbrief 3,17)


In Jerusalem herrschte Feststimmung, die Juden begingen eines ihrer Pilgerfeste, das Schawuot oder Wochenfest. Sieben Wochen nach Passa wurde das Erntedankfest zum Abschluss der Getreideernte begangen. Schawuot hatte auch eine historisch-religiöse Bedeutung: die Menschen erinnerten sich daran, dass Gott auf dem Berg Sinai Moses die Gesetzestafeln gegeben hatte.

Nichts deutete darauf hin, dass es im Jahre der Kreuzigung Jesu anders als in den Jahren davor ablaufen könnte. Denn nach der Hinrichtung des galiläischen Predigers schien wieder Ruhe in Palästina eingekehrt zu sein. Ein Kritiker der Geistlichen war beseitigt, die religiöse Ordnung wieder hergestellt worden. Alles konnte entsprechend der Tradition weitergehen – doch das würde nicht geschehen. Denn völlig unerwartet für die Bewohner von Jerusalem und den Pilgern aus der Diaspora wurden sie Zeugen der Gründung der christlichen Kirche.

Seit dem Beginn des Passafestes waren 50 Tage vergangen, deshalb trug das Fest auch den Namen „Pentekoste“ vom griechischen Wort für den 50. Tag. Daraus wurde im Deutschen das Wort „Pfingsten“. Es wird von den Christen als Geburtsfest der Kirche gefeiert und ist nach Ostern das zweithöchste Fest.

Seit der Kreuzigung ihres Rabbis hatten sich seine Jünger in Jerusalem im Verborgenen aufgehalten. Sie wollten nicht auffallen, um nicht dasselbe Ende wie ihr Meister erleiden zu müssen. An dieser Haltung hatte auch die Auferstehung Jesu von den Toten nichts geändert, deren Zeugen sie mehrmals wurden. Es schien also, dass die Mission des Messias umsonst gewesen war, denn niemand brachte seine Botschaft in die Welt hinaus.

Da griff Gott ein. Es durfte nicht passieren, dass er seinen Sohn für nichts auf die Erde geschickt hatte und somit die göttliche Bereitschaft zur Vergebung der Sünden die Menschen nicht erreichen würde: Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigem Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und sie setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ (Apostelgeschichte 2,2-4) Das Evangelium sollte zu allen Menschen in der Welt gebracht werden, sie würden es ungeachtet ihrer Herkunft verstehen – die Jünger begriffen es endlich und wurden zu Aposteln und Missionaren.

Ausgangspunkt für die weltweite christliche Kirche wurde die Urgemeinde in Jerusalem, eine kleine Schar von frommen Menschen, die im Glauben an den auferstandenen Herrn die Taufe empfangen hatten. Von dieser überschaubaren Gruppe ging durch ihre unermüdliche Missionsarbeit eine die Welt umwandelnde religiöse Bewegung aus.

Die Getauften verstanden sich als die „heilige Schar der Endzeit“ und erwarteten die Wiederkunft Jesu noch zu ihren Lebzeiten. Deshalb beten wir im Schlussteil des apostolischen Glaubensbekenntnisses: „Und ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen und gemeint sind damit alle Getauften, die zusammen die Kirche Jesu Christi auf Erden bilden.

Die Urgemeinde bestand aus Frauen und Männern der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, die alle gleichrangig der Gemeinschaft angehörten: Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Galaterbrief 3,26-28) Bei den Gottesdiensten gab es keine geschlechterspezifische Sitzordnung, und dabei ist es bis heute in den Kirchen geblieben.

Das Charakteristische für das Urchristentum war die Ausrichtung auf den Weltuntergang. Man erwartete das baldige Ende der sichtbaren Erde noch zu Lebzeiten und das mit Freude und Ungeduld. Denn an diesem Ende wusste man Gott und das Eingehen in sein Reich, dem Paradies. Die urchristliche Verkündigung predigte die Aufrichtung des Gottesreiches und das ewige Leben für die, die an Jesus Christus als den Messias glaubten und sich taufen ließen – und das noch in absehbarer Zeit: Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt!“ (2 Petrusbrief 3,13)

Der Denkfehler der ersten Christen war, dass sie in ihrer Euphorie der Prophezeiung Jesu vom Kommen des Reiches Gottes nicht genau zugehört hatten. Denn der Messias hatte keinen konkreten Zeitpunkt genannt: Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!“ (Matthäus 24,42)

Als den Christen dies klar wurde, begannen sie, sich in der Welt einzurichten. Und aus einer kleinen Schar im Orient wurde die weltumspannende größte Glaubensgemeinschaft. Das Ziel ist unverändert: das Warten auf die Rückkehr des auferstandenen Jesu, das den Anbruch des Reiches Gottes signalisieren wird denn der Messias wird kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ (Matthäus 24,30c)

Damit wird im Neuen Testament in aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht, dass die Existenz der Kirche mit Jesus Christus, der sie gegründet hat, steht und fällt: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1 Korintherbrief 3,11) Eine Religionsgemeinschaft, die nicht den Glauben an Jesus Christus als Fundament hat, ist keine christliche. Und Christ ist nur, wer sich taufen lässt und so Mitglied der Kirche wird - und bleibt.

Aber kann man nicht an Jesus Christus glauben und trotzdem aus der Kirche austreten? Sicher geht das, heutzutage ist das völlig unproblematisch. Aber man sollte sich vor Augen halten, was dieser Schritt für eine Botschaft aussendet: es ist eine öffentliche Abwendung von Jesus Christus. Denn nur durch die Mitgliedschaft in der Kirche legt man ein öffentliches Bekenntnis zu Jesus Christus ab. Hätten damals die Jünger es dabei belassen, sich im kleinen, frommen Kreis zu treffen und untereinander über Jesus, den auferstandenen Herrn, zu reden, hätte es nie eine christliche Religion in der Welt gegeben. Wem Jesus Christus wichtig ist, der kann sich nicht damit zufrieden geben, nur im stillen Kämmerlein zu ihm zu beten.

Aber was ist, wenn man Jesus in der Kirche nicht mehr vorfindet? Warum sollte man dann noch Mitglied in einer Kirche bleiben, in der Jesus Christus, der Gründer, immer mehr in die Rolle einer unbedeutenden Randfigur gedrängt wird?

Doch kein Christ, egal welcher Konfession er auch angehört, muss diesen Trend mitmachen. Aus der Kirche aus Enttäuschung auszutreten ist auf keinen Fall eine Option, denn das schwächt den Glauben an Jesus Christus in der Welt und führt letztendlich dazu, dass das Christentum zu seinen Ursprüngen zurückkehrt und wieder zu einer kleinen Schar wird, die lediglich im Privaten ihre Erinnerungen an den Heiland pflegt.


Der andere, der richtige Weg, ist es, weiter Teil der christlichen Kirche zu bleiben und am weltumspannenden Weiterbestehen des christlichen Hauses Gottes mitzuwirken: Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ (1 Petrusbrief 2,5)

1 Kommentar:

  1. Ein sehr spannender Beitrag, der Pfingsten gut näher bringt und die Wichtigkeit einer Gemeinschaft :)

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