Apostel
Paulus, Begründer der Weltkirche
Voller
Eifer stürzten sich die Jünger Jesu nach Pfingsten in die
Missionsarbeit und predigten das Evangelium ihren jüdischen
Mitmenschen. Viele Zuhörer bekehrten sich und ließen sich taufen.
Aber
die hohe jüdische Geistlichkeit versuchte mit allen Mitteln, auch
mit Gewalt, die Ausbreitung der neuen Lehre zu verhindern. Doch
gerade aus ihren Reihen sollte einer der bedeutendsten christlichen
Missionare kommen: Saulus aus Tarsus, der nach seiner Taufe die
griechische Form seines Namens wählte und als Heidenapostel Paulus
in die Kirchengeschichte einging.
Paulus, der jüdische Rabbiner
Paulus
war ein Jude aus dem Stamme Benjamin, er wuchs aber nicht in
Palästina auf, sondern laut Apostelgeschichte (21,39 und 22,3) in
Tarsus in der römischen Provinz Kilikien (im Süden Kleinasiens).
Tarsus war eine wichtige Handels- und Bildungsstadt.
Paulus wurde am 8.
Tag nach seiner Geburt beschnitten und mit aller Sorgfalt im
jüdischen Gesetz erzogen.
Paulus
ließ sich im Handwerk des Zeltmachers ausbilden. Denn von jedem
Schüler des jüdischen Gesetzes wurde erwartet, dass er neben seinem
Studium auch ein praktisches Handwerk erlernte. Diese Umstand erwies
sich im späteren Leben des Paulus als sehr nützlich, da er dadurch
während seiner missionarischen Tätigkeit finanziell unabhängig
blieb. Auf seinen Missionsreisen hatte er sich immer wieder seinen
Lebensunterhalt als Zeltmacher verdient. Er hatte nie dort
Unterstützung angenommen, wo er gerade missioniert hatte. Paulus
wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er sich aushalten lasse.
Da er
in der Diaspora lebte, erlernte er die griechische Sprache. Auch dies
gab ihm bei der Missionierung der griechischsprachigen Heiden einen
großen Vorteil gegenüber den aramäischsprachigen Aposteln aus
Galiläa, weil er sich überall im Römischen Reich verständlich
machen konnte. Griechisch war damals die Verkehrssprache und die
Sprache der Gebildeten - so wie es heute das Englische ist.
Zudem
besaß Paulus das römische Bürgerrecht, worauf er besonders stolz
war: „Ich bin schon als römischer Bürger
geboren.“ (Apg 22,28)
Dass seiner Familie dieses Privileg verliehen worden war, lässt
darauf schließen, dass seine Eltern der gehobenen sozialen Schicht
angehörten.
Als
Erwachsener ging er nach Jerusalem, um sich zum pharisäischen
Rabbiner ausbilden zu lassen. Die Pharisäer waren Geistliche, die
sich besonders streng bemühten, im Gehorsam gegenüber dem Gesetz
Mose zu leben.
Paulus hat
Jesus von Nazareth nicht mehr persönlich kennengelernt, dürfte aber
nicht lange nach den Osterereignissen nach Jerusalem gekommen sein,
da er sich an den schon bald einsetzenden Christenverfolgungen
beteiligte. Er tat sich dabei durch besonderen Eifer hervor. Als
einer der Anhänger Jesu, ein Mann namens Stephanus, es wagte, in
aller Öffentlichkeit zu behaupten, die Tage der jüdischen Religion
und des Tempelkults seien gezählt, wusste Paulus, dass die Zeit zum Handeln gekommen war. Für ihn war klar, dass die kleine
Christengemeinde eine ernsthafte Bedrohung für das gesamte Judentum
darstellte. Das sah auch die jüdische Geistlichkeit so und
verurteilte Stephanus zum Tode durch Steinigung. Paulus stand daneben
und verwahrte die Mäntel derer, die diese grausame Tat vollzogen.
Aber
solche Konsequenzen machten den Christen keine Angst. Trotz
Lebensgefahr breitete sich der neue Glaube über Jerusalem hinaus in
andere Teile des Römischen Reiches aus. Paulus war über diese
Entwicklung äußerst besorgt. Er erinnerte sich daran, dass die
Römer früher einmal dem Hohepriester in Jerusalem das Recht
zugestanden hatten, jüdische Verbrecher aus anderen Teilen des
Römischen Reiches nach Jerusalem zu bringen und dort zu verurteilen.
So ging er zum Hohepriester und erbat von ihm ein Schreiben, das ihn
bevollmächtigte, die Christen in Damaskus, einem ihrer neuen
Versammlungsorte, zu verfolgen und sie zur Verurteilung nach
Jerusalem zu schaffen. Bei der Durchführung dieses Vorhabens hatte
der einflussreiche Pharisäer dann das denkwürdige Erlebnis, das den
Verlauf seines ganzen weiteren Lebens bestimmen sollte.
Das Bekehrungserlebnis
Auf
dem Weg nach Damaskus, wo er die kleine Christengemeinde zerstören
wollte, hatte er ein Bekehrungserlebnis. Plötzlich schien ein Licht,
heller als der Glanz der Sonne, vom Himmel auf ihn hernieder, und er
hörte eine Stimme, die ihn fragte: „Warum
verfolgst du mich?“ (Apg
9,4) Paulus fiel erschrocken zu Boden: „Und
er fragte: Herr, wer bist du? Die Stimme sprach: Ich bin Jesus, den
du verfolgst.“ (Apg 9,5)
In
diesem Augenblick erkannte Paulus, dass die Christen die Wahrheit
verkündeten, dass der Messias, auf den die Juden warteten, bereits
gekommen ist. Er begriff seinen Irrtum.
Von
nun an war Paulus ein neuer Mensch. Er, der den christlichen Glauben
gehasst hatte, sollte dessen größter Verfechter werden. Sein Leben
stand fortan völlig unter der Herrschaft des auferstandenen
Christus, der ihm auf der Straße nach Damaskus erschienen war. Seine
Verdienste und seine Stellung in der jüdischen Geistlichkeit waren
für ihn unwichtig geworden.
Nach
seiner Ankunft in Damaskus konnte Paulus einige Tage lang nichts
sehen und auch nichts essen, so sehr hatte ihn das Erlebnis
überwältigt.
Nach
seiner Genesung ließ er sich taufen und ging zurück nach Jerusalem,
um sich Petrus, dem Leiter der christlichen Urgemeinde,
und den anderen Aposteln vorzustellen mit den selbstbewussten Worten: „Denn ich tue euch kund, liebe
Brüder, dass das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht von
menschlicher Art ist. Denn ich habe es nicht von einem Menschen
empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.“
(Gal 1,11.12) Damit
betonte Paulus, dass er sich auf der selben Ebene sah wie die
anderen Aposteln, die einst mit Jesus in Galiläa herumgezogen waren:
denn auch ihn hatte Jesus persönlich in die Nachfolge gerufen, und
damit war er ein gleichwertiger Apostel. Er hat sich nie den
Jerusalemer Autoriäten der urchristlichen Gemeinde unterworfen.
Paulus
blieb 15 Tage und zog sich dann für einige Jahre nach Syrien zurück.
Er wollte einerseits mehr über die Lehre Jesu Christi lernen und
sich andererseits über seine weiteren Aufgaben in der Gemeinde klar
werden.
In
diesen Jahren der Zurückgezogenheit erkannte er, dass er die frohe
Botschaft über das Judentum hinaus auch den Heiden verkünden
musste, und so bereiste er fortan die östlichen Mittelmeerländer
als Missionar.
Zu
seinen missionierten Gemeinden hielt er durch zahlreiche Briefe
Kontakt. Sieben davon wurden in den Kanon des Neuen Testaments
aufgenommen. Paulus ist der einzige Verfasser in der ganzen Bibel,
der als Person bekannt ist. Sein 1.Thessanonicherbrief ist die
älteste Schrift des Neuen Testaments. Der berühmteste ist der
Römerbrief, den Martin Luther zur Grundlage seiner evangelischen
Theologie machte.
Paulus der Heidenapostel
Paulus
betrachtete es als Ziel seiner Missionsarbeit, überall im Römischen
Reich an strategisch wichtigen Punkten christliche Gemeinden zu
gründen, von wo aus die umliegenden Gebiete erreicht werden konnten.
Seine Missionsreisen führten ihn nach Zypern, Kleinasien und
Griechenland.
Sein letztes Ziel war Rom, in dem es bereits eine
aktive christliche Gemeinde gab.
Allerdings
kam Paulus in die Hauptstadt des Römischen Reiches nicht freiwillig,
sondern als Gefangener. Die Anklage warf ihm vor, er habe Heiden in
den nur den Juden erlaubten Bereich des Tempels gebracht. Darauf
stand die Todesstrafe, aber Paulus besaß das römische Bürgerrecht,
das ihm eine Verhandlung in Rom garantierte.
Laut
Apostelgeschichte rechnete Paulus aber nicht mit seiner Verurteilung,
denn er äußerte die Absicht, nach seinem Prozess nach Spanien zu
gehen, um auch dort das Evangelium zu verkünden.
Paulus
wurde zum Begründer der Weltkirche, weil er durchsetzte, dass
Heiden, die sich zum Christentum bekehren wollten, sich nicht zuvor
beschneiden lassen müssen. Die Taufe allein genügt. Das erleichterte die Bekehrung für die Heiden
enorm, weil sie der jüdische Brauch der Beschneidung befremdete.
Damit legt er den Grundstein für eine neue, eigenständige
Religionsgemeinschaft.
Paulus’
Ablehnung der Beschneidung vor der Taufe der Heiden trug ihm von
jüdischer Seite viel Feindschaft ein. Seine Gegner warfen ihm vor,
er verrate die heilige Sache, indem er erklärt habe, das Gesetz Mose
reiche nicht aus, um das göttliche Heil zu erlangen. Diese Vorwürfe
verletzten Paulus sehr, denn für ihn war das Alte Testament ja nicht
überflüssig geworden, sondern durch Jesus Christus in die wahre
Erfüllung gegangen. Es war und ist das Fundament, auf das die
christliche Lehre aufbaut. Das hieß für Paulus, dass die Taufe auf
Jesu Christi Altes und Neues Testament einschließt. Deshalb besteht
die Bibel der Christen unantastbar aus zwei gleich berechtigten
Teilen: dem Alten und dem Neuen Testament.
Trotz
der gefährlichen Anfeindungen seitens konservativer Juden kehrte
Paulus nach Jerusalem zurück. Er hatte auf seinen Missionsreisen für
die armen Judenchristen in Palästina Geld gesammelt und wollte diese
Spenden zu den Bedürftigen bringen.
In
Jerusalem ging Paulus wie die anderen Mitglieder der urchristlichen
Gemeinde auch in den Tempel, um zu beten. Er wurde erkannt, und es
kam zu einem Tumult. Der römische Kommandant ließ Paulus als
Urheber des Aufruhrs festnehmen und rettete ihm damit das Leben. Der
Apostel wurde der Entweihung des Tempels und der öffentlichen
Unruhestiftung angeklagt. Paulus pochte auf sein römisches
Bürgerrecht, das ihm zusicherte, sich auf das oberste Gericht in Rom
berufen zu dürfen. Deshalb wurde er als Gefangener nach Rom
gebracht.
Wie
sein Verfahren ausging, ist historisch nicht belegt. Die
Apostelgeschichte endet hier: „Paulus aber
blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle auf,
die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn
Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.“ (Apg
28,30.31) Ob er den Märtyrertod starb oder nach seiner Freilassung wie geplant nach
Spanien gehen konnte (wie er in Römerbrief 15,24 ankündigte), ist nirgends bezeugt.
Nach
christlicher Legende soll Paulus aber ebenso wie Petrus während der
Verfolgungen unter Kaiser Nero den Märtyrertod gestorben sein. Er
soll mit dem Schwert enthauptet worden sein, ein Privileg, das ihm
als römischem Bürger zustand. Historischen Beweis dafür gibt es
keinen
Nur
in einer frühchristlichen Schrift wird sein Märtyrerschicksal
angedeutet: „Siebenmal in
Fesseln, vertrieben, gesteinigt, ein Herold im Osten wie im Westen,
empfing er den edlen Ruhm für seinen Glauben. Nachdem er die ganze
Welt Gerechtigkeit gelehrt hatte und bis an die Grenzen des Westens
gekommen war und vor den Herrschern Zeugnis abgelegt hatte, schied er
so aus der Welt und gelangte an den heiligen Ort – das größte
Vorbild für Ausdauer.“ (1.
Klemensbrief 5,6.7)
Für
sein Lebenswerk ist es ohne Bedeutung, wie er starb. Denn Paulus
legte durch seine Missionsreisen über Palästina hinaus den
Grundstein für die christliche Weltkirche und nicht durch ein Märtyrerschicksal. Ohne ihn wäre das
Christentum wohl eine jüdische Sekte geblieben. Indem er aber
begann, die frohe Botschaft von Opfertod und Auferstehung Jesu allen
Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit zu verkünden,
erfüllte er großem Eifer den Missionsauftrag Jesu, den dieser vor
seiner Rückkehr in den Himmel den Jüngern erteilt hatte: „Gehet
hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des
Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ (Matth
28,19)
Paulus
war schon zu seinen Lebzeiten eine theologische Autorität und aus
seinen Briefen, die er an verschiedene christliche Gemeinden
geschrieben hatte, wurde bereits in den Gottesdiensten vorgelesen.
Sein Tod, wie immer er eintrat, bewirkte keine Veränderung an seiner
Bedeutung für den Aufbau der christlichen Kirche.
Paulus
hat in seinem letzten Brief, den Brief an die Römer, seine Theologie
dargelegt und sich damit den römischen Christen vor seiner Ankunft
in der Hauptstadt vorgestellt. Sein Bekenntnis im 1. Kapitel sollte
auch unseres sein: „Denn ich schäme mich des
Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht
alle, die daran glauben.“ (Röm
1,16).
sehr tapfer und beeindruckend, schade, dass er wohl so ein ende gefunden hat, auch wenn es nicht belegt wurde, was aus ihm wurde. seine taten waren sehr beeindruckend!
AntwortenLöschen