Sonntag, 15. November 2015


Apostel Paulus, Begründer der Weltkirche

Voller Eifer stürzten sich die Jünger Jesu nach Pfingsten in die Missionsarbeit und predigten das Evangelium ihren jüdischen Mitmenschen. Viele Zuhörer bekehrten sich und ließen sich taufen.
Aber die hohe jüdische Geistlichkeit versuchte mit allen Mitteln, auch mit Gewalt, die Ausbreitung der neuen Lehre zu verhindern. Doch gerade aus ihren Reihen sollte einer der bedeutendsten christlichen Missionare kommen: Saulus aus Tarsus, der nach seiner Taufe die griechische Form seines Namens wählte und als Heidenapostel Paulus in die Kirchengeschichte einging.

Paulus, der jüdische Rabbiner


Paulus war ein Jude aus dem Stamme Benjamin, er wuchs aber nicht in Palästina auf, sondern laut Apostelgeschichte (21,39 und 22,3) in Tarsus in der römischen Provinz Kilikien (im Süden Kleinasiens). Tarsus war eine wichtige Handels- und Bildungsstadt. 


Paulus wurde am 8. Tag nach seiner Geburt beschnitten und mit aller Sorgfalt im jüdischen Gesetz erzogen.
Paulus ließ sich im Handwerk des Zeltmachers ausbilden. Denn von jedem Schüler des jüdischen Gesetzes wurde erwartet, dass er neben seinem Studium auch ein praktisches Handwerk erlernte. Diese Umstand erwies sich im späteren Leben des Paulus als sehr nützlich, da er dadurch während seiner missionarischen Tätigkeit finanziell unabhängig blieb. Auf seinen Missionsreisen hatte er sich immer wieder seinen Lebensunterhalt als Zeltmacher verdient. Er hatte nie dort Unterstützung angenommen, wo er gerade missioniert hatte. Paulus wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er sich aushalten lasse.
Da er in der Diaspora lebte, erlernte er die griechische Sprache. Auch dies gab ihm bei der Missionierung der griechischsprachigen Heiden einen großen Vorteil gegenüber den aramäischsprachigen Aposteln aus Galiläa, weil er sich überall im Römischen Reich verständlich machen konnte. Griechisch war damals die Verkehrssprache und die Sprache der Gebildeten - so wie es heute das Englische ist.
Zudem besaß Paulus das römische Bürgerrecht, worauf er besonders stolz war: „Ich bin schon als römischer Bürger geboren.“ (Apg 22,28) Dass seiner Familie dieses Privileg verliehen worden war, lässt darauf schließen, dass seine Eltern der gehobenen sozialen Schicht angehörten.

Als Erwachsener ging er nach Jerusalem, um sich zum pharisäischen Rabbiner ausbilden zu lassen. Die Pharisäer waren Geistliche, die sich besonders streng bemühten, im Gehorsam gegenüber dem Gesetz Mose zu leben.
Paulus hat Jesus von Nazareth nicht mehr persönlich kennengelernt, dürfte aber nicht lange nach den Osterereignissen nach Jerusalem gekommen sein, da er sich an den schon bald einsetzenden Christenverfolgungen beteiligte. Er tat sich dabei durch besonderen Eifer hervor. Als einer der Anhänger Jesu, ein Mann namens Stephanus, es wagte, in aller Öffentlichkeit zu behaupten, die Tage der jüdischen Religion und des Tempelkults seien gezählt, wusste Paulus, dass die Zeit zum Handeln gekommen war. Für ihn war klar, dass die kleine Christengemeinde eine ernsthafte Bedrohung für das gesamte Judentum darstellte. Das sah auch die jüdische Geistlichkeit so und verurteilte Stephanus zum Tode durch Steinigung. Paulus stand daneben und verwahrte die Mäntel derer, die diese grausame Tat vollzogen.
Aber solche Konsequenzen machten den Christen keine Angst. Trotz Lebensgefahr breitete sich der neue Glaube über Jerusalem hinaus in andere Teile des Römischen Reiches aus. Paulus war über diese Entwicklung äußerst besorgt. Er erinnerte sich daran, dass die Römer früher einmal dem Hohepriester in Jerusalem das Recht zugestanden hatten, jüdische Verbrecher aus anderen Teilen des Römischen Reiches nach Jerusalem zu bringen und dort zu verurteilen. So ging er zum Hohepriester und erbat von ihm ein Schreiben, das ihn bevollmächtigte, die Christen in Damaskus, einem ihrer neuen Versammlungsorte, zu verfolgen und sie zur Verurteilung nach Jerusalem zu schaffen. Bei der Durchführung dieses Vorhabens hatte der einflussreiche Pharisäer dann das denkwürdige Erlebnis, das den Verlauf seines ganzen weiteren Lebens bestimmen sollte.

Das Bekehrungserlebnis


Auf dem Weg nach Damaskus, wo er die kleine Christengemeinde zerstören wollte, hatte er ein Bekehrungserlebnis. Plötzlich schien ein Licht, heller als der Glanz der Sonne, vom Himmel auf ihn hernieder, und er hörte eine Stimme, die ihn fragte: „Warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4) Paulus fiel erschrocken zu Boden: „Und er fragte: Herr, wer bist du? Die Stimme sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ (Apg 9,5)
In diesem Augenblick erkannte Paulus, dass die Christen die Wahrheit verkündeten, dass der Messias, auf den die Juden warteten, bereits gekommen ist. Er begriff seinen Irrtum.
Von nun an war Paulus ein neuer Mensch. Er, der den christlichen Glauben gehasst hatte, sollte dessen größter Verfechter werden. Sein Leben stand fortan völlig unter der Herrschaft des auferstandenen Christus, der ihm auf der Straße nach Damaskus erschienen war. Seine Verdienste und seine Stellung in der jüdischen Geistlichkeit waren für ihn unwichtig geworden.
Nach seiner Ankunft in Damaskus konnte Paulus einige Tage lang nichts sehen und auch nichts essen, so sehr hatte ihn das Erlebnis überwältigt.

Nach seiner Genesung ließ er sich taufen und ging zurück nach Jerusalem, um sich Petrus, dem Leiter der christlichen Urgemeinde, und den anderen Aposteln vorzustellen mit den selbstbewussten Worten: „Denn ich tue euch kund, liebe Brüder, dass das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht von menschlicher Art ist. Denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.“ (Gal 1,11.12) Damit betonte Paulus, dass er sich auf der selben Ebene sah wie die anderen Aposteln, die einst mit Jesus in Galiläa herumgezogen waren: denn auch ihn hatte Jesus persönlich in die Nachfolge gerufen, und damit war er ein gleichwertiger Apostel. Er hat sich nie den Jerusalemer Autoriäten der urchristlichen Gemeinde unterworfen.
Paulus blieb 15 Tage und zog sich dann für einige Jahre nach Syrien zurück. Er wollte einerseits mehr über die Lehre Jesu Christi lernen und sich andererseits über seine weiteren Aufgaben in der Gemeinde klar werden.
In diesen Jahren der Zurückgezogenheit erkannte er, dass er die frohe Botschaft über das Judentum hinaus auch den Heiden verkünden musste, und so bereiste er fortan die östlichen Mittelmeerländer als Missionar.

Zu seinen missionierten Gemeinden hielt er durch zahlreiche Briefe Kontakt. Sieben davon wurden in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen. Paulus ist der einzige Verfasser in der ganzen Bibel, der als Person bekannt ist. Sein 1.Thessanonicherbrief ist die älteste Schrift des Neuen Testaments. Der berühmteste ist der Römerbrief, den Martin Luther zur Grundlage seiner evangelischen Theologie machte.

Paulus der Heidenapostel


Paulus betrachtete es als Ziel seiner Missionsarbeit, überall im Römischen Reich an strategisch wichtigen Punkten christliche Gemeinden zu gründen, von wo aus die umliegenden Gebiete erreicht werden konnten. Seine Missionsreisen führten ihn nach Zypern, Kleinasien und Griechenland. 


Sein letztes Ziel war Rom, in dem es bereits eine aktive christliche Gemeinde gab.
Allerdings kam Paulus in die Hauptstadt des Römischen Reiches nicht freiwillig, sondern als Gefangener. Die Anklage warf ihm vor, er habe Heiden in den nur den Juden erlaubten Bereich des Tempels gebracht. Darauf stand die Todesstrafe, aber Paulus besaß das römische Bürgerrecht, das ihm eine Verhandlung in Rom garantierte.
Laut Apostelgeschichte rechnete Paulus aber nicht mit seiner Verurteilung, denn er äußerte die Absicht, nach seinem Prozess nach Spanien zu gehen, um auch dort das Evangelium zu verkünden.
Paulus wurde zum Begründer der Weltkirche, weil er durchsetzte, dass Heiden, die sich zum Christentum bekehren wollten, sich nicht zuvor beschneiden lassen müssen. Die Taufe allein genügt. Das erleichterte die Bekehrung für die Heiden enorm, weil sie der jüdische Brauch der Beschneidung befremdete. Damit legt er den Grundstein für eine neue, eigenständige Religionsgemeinschaft.

Paulus’ Ablehnung der Beschneidung vor der Taufe der Heiden trug ihm von jüdischer Seite viel Feindschaft ein. Seine Gegner warfen ihm vor, er verrate die heilige Sache, indem er erklärt habe, das Gesetz Mose reiche nicht aus, um das göttliche Heil zu erlangen. Diese Vorwürfe verletzten Paulus sehr, denn für ihn war das Alte Testament ja nicht überflüssig geworden, sondern durch Jesus Christus in die wahre Erfüllung gegangen. Es war und ist das Fundament, auf das die christliche Lehre aufbaut. Das hieß für Paulus, dass die Taufe auf Jesu Christi Altes und Neues Testament einschließt. Deshalb besteht die Bibel der Christen unantastbar aus zwei gleich berechtigten Teilen: dem Alten und dem Neuen Testament.

Trotz der gefährlichen Anfeindungen seitens konservativer Juden kehrte Paulus nach Jerusalem zurück. Er hatte auf seinen Missionsreisen für die armen Judenchristen in Palästina Geld gesammelt und wollte diese Spenden zu den Bedürftigen bringen.
In Jerusalem ging Paulus wie die anderen Mitglieder der urchristlichen Gemeinde auch in den Tempel, um zu beten. Er wurde erkannt, und es kam zu einem Tumult. Der römische Kommandant ließ Paulus als Urheber des Aufruhrs festnehmen und rettete ihm damit das Leben. Der Apostel wurde der Entweihung des Tempels und der öffentlichen Unruhestiftung angeklagt. Paulus pochte auf sein römisches Bürgerrecht, das ihm zusicherte, sich auf das oberste Gericht in Rom berufen zu dürfen. Deshalb wurde er als Gefangener nach Rom gebracht.
Wie sein Verfahren ausging, ist historisch nicht belegt. Die Apostelgeschichte endet hier: „Paulus aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.“ (Apg 28,30.31) Ob er den Märtyrertod starb oder nach seiner Freilassung wie geplant nach Spanien gehen konnte (wie er in Römerbrief 15,24 ankündigte), ist nirgends bezeugt.

Nach christlicher Legende soll Paulus aber ebenso wie Petrus während der Verfolgungen unter Kaiser Nero den Märtyrertod gestorben sein. Er soll mit dem Schwert enthauptet worden sein, ein Privileg, das ihm als römischem Bürger zustand. Historischen Beweis dafür gibt es keinen
Nur in einer frühchristlichen Schrift wird sein Märtyrerschicksal angedeutet: „Siebenmal in Fesseln, vertrieben, gesteinigt, ein Herold im Osten wie im Westen, empfing er den edlen Ruhm für seinen Glauben. Nachdem er die ganze Welt Gerechtigkeit gelehrt hatte und bis an die Grenzen des Westens gekommen war und vor den Herrschern Zeugnis abgelegt hatte, schied er so aus der Welt und gelangte an den heiligen Ort – das größte Vorbild für Ausdauer.(1. Klemensbrief 5,6.7)

Für sein Lebenswerk ist es ohne Bedeutung, wie er starb. Denn Paulus legte durch seine Missionsreisen über Palästina hinaus den Grundstein für die christliche Weltkirche und nicht durch ein Märtyrerschicksal. Ohne ihn wäre das Christentum wohl eine jüdische Sekte geblieben. Indem er aber begann, die frohe Botschaft von Opfertod und Auferstehung Jesu allen Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit zu verkünden, erfüllte er großem Eifer den Missionsauftrag Jesu, den dieser vor seiner Rückkehr in den Himmel den Jüngern erteilt hatte: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ (Matth 28,19
 
Paulus war schon zu seinen Lebzeiten eine theologische Autorität und aus seinen Briefen, die er an verschiedene christliche Gemeinden geschrieben hatte, wurde bereits in den Gottesdiensten vorgelesen. Sein Tod, wie immer er eintrat, bewirkte keine Veränderung an seiner Bedeutung für den Aufbau der christlichen Kirche.

Paulus hat in seinem letzten Brief, den Brief an die Römer, seine Theologie dargelegt und sich damit den römischen Christen vor seiner Ankunft in der Hauptstadt vorgestellt. Sein Bekenntnis im 1. Kapitel sollte auch unseres sein: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ (Röm 1,16).

1 Kommentar:

  1. sehr tapfer und beeindruckend, schade, dass er wohl so ein ende gefunden hat, auch wenn es nicht belegt wurde, was aus ihm wurde. seine taten waren sehr beeindruckend!

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