Mittwoch, 4. März 2015


Judas Ischariot – der Verräter Jesu Christi


2.Teil: Das letzte Abendmahl

Es ist Nachmittag vor Beginn des Passafestes und Jesus weiß, dass ihm nur noch wenige Stunden in Freiheit bleiben. Er will die Zeit nutzen, um sich von seinen Jüngern zu verabschieden und mit ihnen einen neuen Bund zu schließen, auf den sie seine Kirche aufbauen sollen. Jesus möchte dies beim gemeinsamen Abendessen machen, dem letzten Gastmahl, dass er mit seinen zwölf Gefährten einnehmen wird. Er schickt zwei seiner Jünger in die Stadt hinein, um einen geeigneten Raum zu suchen. Der Evangelist Markus beschreibt das Gastzimmer als einen großen Saal, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist. Am Abend kommt Jesus mit seinen zwölf Jüngern, keiner fehlt. Alle vier Evangelisten berichten, dass Jesus den Verräter durchschaut hat und seinen Namen kennt, aber er lässt ihn wie die anderen Elf am Tisch Platz nehmen. Hat Jesus die Hoffnung, Judas Ischariot noch umstimmen zu können, wenn er ihn direkt darauf anspricht? 
 

Nach Matthäus (26,17-30) und Markus (14,12-26) setzt sich Jesus mit den Zwölfen an den Tisch und spricht das Problem gleich an: „Einer unter euch wird mich verraten.“ Die Jünger sind betrübt und fragen sich erschrocken, wer es wohl sein würde, und fragen schließlich Jesus.
Er antwortet: „Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.“ Aber er hat Mitleid mit dem Verräter: „Der Messias geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Messias verraten wird! Es wäre besser für diesen Menschen, wenn er nie geboren wäre!
In die gedrückte Stimmung hinein lässt der Evangelist Matthäus Judas scheinheilig fragen: „Bin ich es, Rabbi?“ Und Jesus antwortet: „Du sagst es.“ Der Evangelist Markus nennt beim Abendmahl den Namen des Verräters nicht mehr, aber da er in Kapitel 14,10.11 geschrieben hat, dass Judas Ischariot Jesus gegen Geld den Priestern ausliefern wird, ist klar, wen Jesus meint.
Beide berichten nicht, ob und wann Judas Ischariot weggegangen ist. Jedenfalls folgen nach der Entlarvung des Verräters die Einsetzungsworte mit Leib und Blut Christi, die beim Abendmahlsgottesdienst in jeder christlichen Kirche gesprochen werden, wie Jesus uns aufgetragen hat. Ist Judas dabei noch anwesend? Darüber schreiben die Evangelisten nichts. Es wäre möglich, denn Jesus hat ihn nicht zurückgewiesen, sondern nur entlarvt.
Nach dem Essen singen Jesus und seine Jünger noch den Lobgesang und gehen danach hinaus an den Ölberg. Ob Judas Ischariot noch bei ihnen ist oder sich schon entfernt hat, wird nicht geschrieben. 
Ohne eine Reaktion nehmen die anderen elf Jünger hin, dass Judas Ischariot, der doch ihr Gefährte ist, Jesus seinen Feinden preisgeben wird. Sie versuchen nicht, ihn umzustimmen, sie fragen ihn nicht nach seinen Beweggründen, sie schimpfen nicht mit ihm: war er schon zum Außenseiter in der Gruppe geworden? War es schon zu einer Entfremdung gekommen, sodass keiner mehr wirklich überrascht war vom Abfall des Freundes? Oder waren sie einfach nur erleichtert, dass sie selbst nicht zum Verräter werden würden?

Mit großen Emotionen reagieren dagegen die Jünger beim Abschiedsessen im Bericht des Evangelisten Lukas (22,7-38), nachdem Jesus auf einen Verräter aus ihren Reihen hingewiesen hat. Alle Zwölf setzen sich mit Jesus an den Tisch, und Jesus hält mit seinen Jüngern zuerst das Passamahl und spricht die Einsetzungsworte.  
Nach den Worten zu Brot und Kelch, mit denen er den neuen Bund schließt, weist Jesus auf den Verräter hin ohne seinen Namen zu nennen: „Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch.“ Das bedeutet, dass Judas Ischariot am letzten Abendmahl teilgenommen hat. Da Jesus seinen Namen nicht preisgegeben hat, fangen die Jünger an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre. Noch bevor dies von Jesus aufgeklärt wird, beginnen sie zu streiten. Jeder von ihnen will der Größte sein und keiner der feige Verräter am Rabbi.. Man spürt die Angst, die die Jünger gepackt hat. Simon Petrus verkündet sogar vollmundig: „Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!“Aber Jesus dämpft ihren Hochmut und kündigt Simon Petrus sogar an, dass der ihn öffentlich verleugnen werde, bevor der Hahn kräht.
Aber es wird noch turbulenter. Nachdem ihnen Jesus mitteilt, dass er zu den Übeltätern und Verbrechern gerechnet werden wird, bieten ihm seine Jünger zu seiner Überraschung zwei Schwerter an, um ihn zu verteidigen. Sie wollen Jesus beweisen, dass sie zu ihm stehen werden, koste es was es wolle. Jesus weist sie entschieden zurück: „Es ist genug.“
Wieweit Judas Ischariot noch an diesem Geschehen beteiligt ist, schreibt Lukas nicht, Judas wird nicht weiter erwähnt. Danach geht Jesus mit seinen Jüngern hinaus an den Ölberg, seinem Leidensweg entgegen.


Der Evangelist Johannes betont weiterhin, dassder Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, ins Herz gegeben, ihn zu verraten hat “ Für ihn ist eine andere Erklärung für den Verrat des Judas nicht nachvollziehbar. Als Gegensatz zum ungeheuren Loyalitätsbruch des Ischariot berichtet der Evangelist von einer Demutsgeste des Rabbi: er steht während des Essens auf, bindet sich einen Schurz um und wäscht seinen Jüngern die Füße. Dies ist die Arbeit eines Dieners, eines Untergebenen, und Jesus verlangt in Hinkunft von ihnen, dass sie seinem Beispiel folgen sollen: „Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen!“
Da ihr gewaschen seid, seid ihr rein“, verspricht ihnen Jesus, aber er fügt hinzu: „Ihr seid nicht alle rein“ Denn er kennt seinen Verräter, wusch ihm aber offenbar auch die Füße wie den anderen Elf. Danach erst hält er ihnen eine Rede und weist auf den Verräter unter ihnen hin: „Einer von euch wird mich verraten!“ Angstvoll schauen sich die Jünger an und fürchten, wen er wohl meine.
Jesus antwortet: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe.“ Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Ischariot. Und als dieser den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: „Was du tust, das tue bald!“
Und jetzt sind die Jünger offenbar begriffsstutzig, weil sie glauben, Jesus schicke Judas weg, um zu kaufen, was sie zum Fest nötig hätten oder dass er den Armen etwas geben solle. Dabei hat Jesus vorher unmissverständlich von Verrat gesprochen, aber das wollen sie von einem der ihren nicht wahrhaben.

Judas lässt sich nicht lange bitten und geht in die Nacht hinaus. Jesus hält den verbliebenen Jüngern eine Abschiedsrede. Er wird in wenigen Stunden keine Gelegenheit mehr dazu haben. Dann geht er mit ihnen hinaus in den Garten Gethsemane, seiner Gefangennahme entgegen.

Nun beginnt der letzte Teil des Wirkens Jesu. Das Leiden, das den Rabbi aus Galiläa erwartet, ist grausam und blutig und voll unerträglicher Schmerzen. Aber Jesus weiß, dass es keinen anderen Weg gibt, um die Menschen von der Sünde zu erlösen. Er wird seine Passion bis zum bitteren Ende durchhalten und Judas Ischariot seine Rolle als Verräter zu Ende spielen. Die anderen elf Jünger können ihren Vorsatz, ihrem Meister auch in der Gefahr beizustehen, nicht halten: sie fliehen und verstecken sich.


1 Kommentar:

  1. hoch interessant und sehr schön geschrieben :) da erinnert an die bedeutung von ostern!

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