Judas
Ischariot – der Verräter Jesu Christi
2.Teil:
Das letzte Abendmahl
Es
ist Nachmittag vor Beginn des Passafestes und Jesus weiß, dass ihm
nur noch wenige Stunden in Freiheit bleiben. Er will die Zeit nutzen,
um sich von seinen Jüngern zu verabschieden und mit ihnen einen
neuen Bund zu schließen, auf den sie seine Kirche aufbauen sollen.
Jesus möchte dies beim gemeinsamen Abendessen machen, dem letzten
Gastmahl, dass er mit seinen zwölf Gefährten einnehmen wird. Er
schickt zwei seiner Jünger in die Stadt hinein, um einen geeigneten
Raum zu suchen. Der Evangelist Markus beschreibt das Gastzimmer als einen
großen Saal, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist. Am Abend
kommt Jesus mit seinen zwölf Jüngern, keiner fehlt. Alle vier
Evangelisten berichten, dass Jesus den Verräter durchschaut hat und
seinen Namen kennt, aber er lässt ihn wie die anderen Elf am Tisch
Platz nehmen. Hat Jesus die Hoffnung, Judas Ischariot noch umstimmen
zu können, wenn er ihn direkt darauf anspricht?
Nach
Matthäus (26,17-30) und Markus
(14,12-26) setzt sich Jesus mit den Zwölfen an den
Tisch und spricht das Problem gleich an: „Einer
unter euch wird mich verraten.“ Die Jünger sind betrübt
und fragen sich erschrocken, wer es wohl sein würde, und fragen
schließlich Jesus.
Er
antwortet: „Einer von den Zwölfen, der
mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht, der wird mich
verraten.“ Aber er hat Mitleid mit dem Verräter: „Der
Messias geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem
Menschen, durch den der Messias verraten wird! Es wäre besser für
diesen Menschen, wenn er nie geboren wäre!“
In
die gedrückte Stimmung hinein lässt der Evangelist Matthäus Judas
scheinheilig fragen: „Bin ich es, Rabbi?“
Und Jesus antwortet: „Du sagst es.“
Der Evangelist Markus nennt beim Abendmahl den Namen des Verräters
nicht mehr, aber da er in Kapitel 14,10.11 geschrieben hat, dass
Judas Ischariot Jesus gegen Geld den Priestern ausliefern wird, ist
klar, wen Jesus meint.
Beide
berichten nicht, ob und wann Judas Ischariot weggegangen ist.
Jedenfalls folgen nach der Entlarvung des Verräters die
Einsetzungsworte mit Leib und Blut Christi, die beim
Abendmahlsgottesdienst in jeder christlichen Kirche gesprochen
werden, wie Jesus uns aufgetragen hat. Ist Judas dabei noch anwesend?
Darüber schreiben die Evangelisten nichts. Es wäre möglich, denn
Jesus hat ihn nicht zurückgewiesen, sondern nur entlarvt.
Nach
dem Essen singen Jesus und seine Jünger noch den Lobgesang und gehen
danach hinaus an den Ölberg. Ob Judas
Ischariot noch bei ihnen ist oder sich schon entfernt hat, wird nicht geschrieben.
Ohne
eine Reaktion nehmen die anderen elf Jünger hin, dass Judas
Ischariot, der doch ihr Gefährte ist, Jesus seinen Feinden
preisgeben wird. Sie versuchen nicht, ihn umzustimmen, sie fragen ihn
nicht nach seinen Beweggründen, sie schimpfen nicht mit ihm: war er
schon zum Außenseiter in der Gruppe geworden? War es schon zu einer
Entfremdung gekommen, sodass keiner mehr wirklich überrascht war vom
Abfall des Freundes? Oder waren sie einfach nur erleichtert, dass sie
selbst nicht zum Verräter werden würden?
Mit
großen Emotionen reagieren dagegen die Jünger beim Abschiedsessen
im Bericht des Evangelisten Lukas
(22,7-38), nachdem Jesus auf einen Verräter aus ihren Reihen
hingewiesen hat. Alle Zwölf setzen sich mit Jesus an den Tisch, und
Jesus hält mit seinen Jüngern zuerst das Passamahl
und spricht die Einsetzungsworte.
Nach
den Worten zu Brot und Kelch, mit denen er den neuen Bund schließt,
weist Jesus auf den Verräter hin ohne seinen Namen zu nennen: „Doch
siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch.“
Das bedeutet, dass Judas Ischariot am letzten Abendmahl teilgenommen
hat. Da Jesus seinen Namen nicht preisgegeben hat, fangen die
Jünger an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre. Noch bevor
dies von Jesus aufgeklärt
wird, beginnen sie zu streiten. Jeder von ihnen will der Größte
sein und keiner der feige Verräter am Rabbi.. Man spürt die Angst,
die die Jünger gepackt hat. Simon Petrus verkündet sogar
vollmundig: „Herr,
ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!“Aber
Jesus dämpft ihren Hochmut und kündigt Simon Petrus sogar
an, dass der ihn öffentlich verleugnen werde, bevor der Hahn kräht.
Aber
es wird noch turbulenter. Nachdem ihnen Jesus mitteilt, dass er zu
den Übeltätern und Verbrechern gerechnet werden wird, bieten ihm
seine Jünger zu seiner Überraschung zwei Schwerter an, um ihn zu
verteidigen. Sie wollen Jesus beweisen, dass sie zu ihm stehen
werden, koste es was es wolle. Jesus weist sie entschieden zurück:
„Es ist genug.“
Wieweit
Judas Ischariot noch an diesem Geschehen beteiligt ist, schreibt
Lukas nicht, Judas wird nicht weiter erwähnt. Danach geht Jesus mit
seinen Jüngern hinaus an den Ölberg, seinem Leidensweg entgegen.
Der
Evangelist Johannes betont weiterhin, dass „der
Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, ins Herz gegeben, ihn
zu verraten hat “ Für
ihn ist eine andere Erklärung für den Verrat des Judas nicht
nachvollziehbar. Als Gegensatz zum ungeheuren Loyalitätsbruch des
Ischariot berichtet der Evangelist von einer Demutsgeste des Rabbi:
er steht während des Essens auf, bindet sich einen Schurz um und
wäscht seinen Jüngern die Füße. Dies ist die Arbeit eines
Dieners, eines Untergebenen, und Jesus verlangt in Hinkunft von
ihnen, dass sie seinem Beispiel folgen sollen: „Wenn
nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so
sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen!“
„Da
ihr gewaschen seid, seid ihr rein“, verspricht ihnen
Jesus, aber er fügt hinzu: „Ihr seid nicht
alle rein“ Denn er kennt seinen Verräter, wusch ihm
aber offenbar auch die Füße wie den anderen Elf. Danach erst hält
er ihnen eine Rede und weist auf den Verräter unter ihnen hin:
„Einer von euch wird mich verraten!“
Angstvoll schauen sich die Jünger an und fürchten, wen er wohl
meine.
Jesus
antwortet: „Der
ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe.“ Und
er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des
Simon Ischariot. Und als dieser
den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: „Was
du tust, das tue bald!“
Und
jetzt sind die Jünger offenbar begriffsstutzig, weil sie glauben,
Jesus schicke Judas weg, um zu kaufen, was sie zum Fest nötig hätten
oder dass er den Armen etwas geben solle. Dabei hat Jesus vorher
unmissverständlich von Verrat gesprochen, aber das wollen sie von einem der ihren nicht wahrhaben.
Judas
lässt sich nicht lange bitten und geht in die Nacht hinaus. Jesus
hält den verbliebenen Jüngern eine Abschiedsrede. Er wird in
wenigen Stunden keine Gelegenheit mehr dazu haben. Dann geht er mit
ihnen hinaus in den Garten Gethsemane, seiner Gefangennahme entgegen.
Nun
beginnt der letzte Teil des Wirkens Jesu. Das Leiden, das den Rabbi
aus Galiläa erwartet, ist grausam und blutig und voll unerträglicher
Schmerzen. Aber Jesus weiß, dass es keinen anderen Weg gibt, um die
Menschen von der Sünde zu erlösen. Er wird seine Passion bis zum
bitteren Ende durchhalten und Judas Ischariot seine Rolle als
Verräter zu Ende spielen. Die anderen elf Jünger können ihren Vorsatz, ihrem Meister auch in der Gefahr beizustehen, nicht halten: sie fliehen und verstecken sich.
hoch interessant und sehr schön geschrieben :) da erinnert an die bedeutung von ostern!
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