Jesus
heilt eine verkrümmte Frau
Es
war Sabbat, und Jesus ging in die Synagoge, um zu lehren. Vor dem
Gebäude begegnete ihm eine ältere Frau, die wegen einer
Wirbelsäulenerkrankung gekrümmt gehen musste und sich nicht mehr
aufrichten konnte.
Frauen
hatten in der Antike schon von vornherein ein schweres Leben. Zur
Rechtslosigkeit kamen noch die schwere körperliche Arbeit und die
große Anzahl von Schwangerschaften. Es war schon für gesunde Frauen
nicht leicht, einen geachteten Platz in der Gemeinschaft zu finden.
Aber wenn sie körperbehindert waren und die von einer
patriachalischen Gesellschaft geforderten weiblichen Pflichten nicht
erfüllen konnten, fristeten sie ein Leben ohne Perspektive. Ihnen
blieb nur die Bettelei, um nicht zu verhungern.
Jesus
zögerte nicht, der Frau zu helfen: „Als er
sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, sei frei von
deiner Krankheit! Und er legte die Hände auf sie; und sogleich
richtete sie sich auf und pries Gott.“ (Lukas 13,12.13) Eine
Tat der Güte und der Barmherzigkeit im Namen Gottes – aber nicht
in den Augen einiger anwesender Zuschauer. Der Vorsteher der Synagoge
murrte über Jesus und erinnerte ihn an die Schöpfungsgeschichte im
1. Buch Mose: „Es sind sechs Tage, an denen
man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht
am Sabbattag.“ (Lukas 13,14b) Der Geistliche verurteilte die
Heilung nicht grundsätzlich, sondern nur, weil sie am Sabbat, dem
Feiertag, geschehen war.
Es
war in den heiligen Büchern des Judentums genau geregelt, welche
Arbeiten am Sabbat erledigt werden durften und welche nicht.
Heilungen übertraten nach Überzeugung der Pharisäer und
Schriftgelehrten das Sabbatgesetz eindeutig.
Jesus
stellte das Sabbatgesetz auch nicht grundsätzlich in Frage, aber er
lehnte es ab, Menschen um einer Regel willen leiden zu lassen. Er
weigerte sich einzusehen, dass dies zur höheren Ehre Gottes
erforderlich sei. Jesus hielt seinen Kritikern vor, sie würden mit
zweierlei Maß messen: „Ihr Heuchler! Bindet
nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder seinen Esel von der
Krippe los und führt ihn zur Tränke?“ (Lukas 13,15) Jesus
empfand es als Scheinheiligkeit, die Sabbatgesetze so zu formulieren,
dass die Leute keinen materiellen Schaden an diesem Tag hätten, aber
Hilfe für den notleidenden Mitmenschen keine Berechtigung habe,
sondern sogar als Sünde verurteilt werde. Denn wie konnte ein Mensch
Gott stärker seine Verehrung zeigen, als wenn er dessen Gebot der
Nächstenliebe befolgte? Jesus kann die Anwesenden von seiner
Sichtweise überzeugen, offenbar auch den Vorsteher der Synagoge:
„Und als er das sagte, mussten sich schämen
alle, die gegen ihn gewesen waren. Und alles Volk freute sich über
alle herrlichen
Taten, die durch ihn geschahen.“(Lukas 13,17)
Aber
letztendlichen sollten sich die geistlichen Kritiker von Jesus gegen
seine Anhänger durchsetzen und ihn als Störefried beseitigen. Einer
jener entscheidenden Gründe, die ihm die Todfeindschaft der
Pharisäer und Schriftgelehrten eintrug, waren seine Übertretungen
der Sabbatgesetze. Diese Personengruppe konnte Jesus nicht davon
überzeugen, dass viele religiöse Gesetze inzwischen zu einem leeren
Ritual, zu einer reinen Buchstabenfrömmigkeit verkommen waren und
nicht mehr der Verehrung Gottes dienten, sondern nur noch der
Existenzberechtigung der geistlichen Amtsinhaber.
Dabei
hat Jesus keineswegs der Beliebigkeit im Glauben das Wort geredet. Im
Gegenteil, er verschärfte in vielen Punkten die Vorschriften der
Tora. Aber ihm ging es stets um die Gesinnung und die innere
Aufrichtigkeit im Glauben und nicht um das routinemäßige,
äußerliche Befolgen von Regeln. Damit kann man die Mitmenschen
täuschen und gut da stehen, aber Gott sieht ins Herz und weiß, wie
ernst es dem Menschen mit seinem Glauben wirklich ist: „Habt
acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um
von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem
Vater im Himmel.“ (Matthäus 6,1) Dem strikten und
unnachgiebigen Gesetzesgehorsam der Pharisäer und Schriftgelehrten
setzte Jesus Barmherzigkeit, Vergebungsbereitschaft und Nächstenliebe
entgegen: „Selig sind, die reinen Herzens
sind; denn sie werden Gott schauen.“ (Matthäus 5,8)
Wie
eine Gesellschaft funktioniert, die meint ohne Jesus Christus
auszukommen, sieht nach dem Apostel Paulus so aus: „Wenn
ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht um, dass ihr
nicht einer vom anderen aufgefressen werdet.“ (Galater 5,15)
Von einer Gesellschaft, die nach diesen Regeln funktioniert, haben
nur die Starken und Rücksichtslosen einen Vorteil. Ein Leben in der
Gemeinschaft mit Jesus Christus dagegen bietet allen Geborgenheit:
„Tut nichts aus Eigennutz oder um der Ehre
willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich
selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das,
was dem andern dient.“ (Philipper 2,3.4)
leider ist es so, dass nur auf den vorteil geschaut wird, aber nicht mehr auf die gemeinschaft! da muss man selbst sehr stark sein, damit man sich nicht hineinziehen lässt.
AntwortenLöschenDer beitrag hat mir sehr gut gefallen, und er zeigt das wesentliche auf :)