Sonntag, 28. März 2021

 

Sträucher und Stauden und ihre Möglichkeiten

Nachdem Gott am ersten und zweiten Tag die Rahmenbedingungen für die Erschaffung der Welt festgelegt hatte, machte er sich am dritten Tag an die Ausgestaltung der Erde: Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.“ (1 Mose 1,11.12)

Seitdem finden sich rund um den Erdball Sträucher, Bäume, Blumen und Grünpflanzen in den verschiedensten Formen und Farben. Nicht nur in der freien Natur erfreuen sich Tiere und Menschen an dem reichhaltigen Angebot, sondern auch aus Gärten und Parks sind sie nicht wegzudenken.

 

Wenn im Winter in Europa die Blätter fallen und die Pflanzen absterben, wird die Landschaft kahl und öd. Umso größer ist die Freude, wenn im Frühling die Natur zum neuen Leben erwacht und es überall blüht und duftet.

Viele Sträucher und Stauden haben einen Nutzen in der Nahrungskette, aber viele Blüten und Blumen tun in ihrer Schönheit einfach nur unserer Seele gut. Aber wie alles auf der Erde haben auch „Gras und Kraut“ zwei Seiten: sie können zum Vorteil des Menschen sein, aber wenn er nicht auf ihre Beschaffenheit achtet, auch zu seinem Schaden.

Als Bedrohung der Nützlichkeit werden mehrfach Sträucher mit Dornen genannt und als negative Beispiele angeführt.


In seinem Gleichnis vom Sämann predigte Jesus: „Einiger Samen fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten‘s.“ (Matthäus 13,7) Die Pflanzen können nicht gedeihen, weil ihnen der Platz dazu fehlt. Da es ein Gleichnis ist, liegt eine tiefere Bedeutung vor: Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und der Same bringt keine Frucht.“ (Matthäus 13,22) Dem Wort Gottes fehlt es am freien Raum, um seine volle Wirkung zu entfalten. Es verkümmert wie der Same, der unter den Dornen zu liegen kommt. Aber nicht der Dornenstrauch ist der Schuldige, sondern der Mensch, der mit dem Wort Gottes nicht achtsam umgeht.

Die andere Wirkungsmöglichkeit, die in der Bibel genannt wird, ist der Schutz, den Sträucher Menschen in einer Notsituation bieten.

Der Prophet Elia hatte sich mit der aus Phönizien stammenden Gattin des Königs Ahab von Israel angelegt. Königin Isebel hatte in ihre neue Heimat die Verehrung des Fruchtbarkeitsgottes Baal mitgebracht und bemühte sich, die Israeliten dafür zu gewinnen. Zahlreiche Priester praktizierten den Kult vor dem Volk, und viele interessierte Israeliten wurden ihrem Gott Jahwe untreu. Darüber geriet der Prophet Elia in großen Zorn und bewies in einem Wettstreit mit den Baalspriestern am Karmel die Überlegenheit Jahwes über Baal.


Elia war siegestrunken und überzeugt, das Problem des Unglaubens in Israel gelöst zu haben, aber Isebel gab nicht so leicht auf. Zornentbrannt schickte sie Soldaten, um Elia töten zu lassen. Der überraschte Prophet konnte im letzten Moment entkommen und floh nach Beerscheba in Juda: „Elia aber ging hin in die Wüste und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!“ (1 Könige 19,4.5) Gott hatte seinen Propheten keineswegs vergessen, obwohl es für Elia zuerst danach aussah. Aber die Lebenswege sind auch für Gläubige steinig, trotzdem besteht kein Zweifel daran, dass Gott seine Hand schützend über sie hält. Symbolisch für den Schutz, den Gott jedem Menschen zuteil werden lässt, steht der Wacholderstrauch, unter dem Elia Zuflucht findet.

Auch ein anderer Prophet fühlte sich von Gott im Stich gelassen und haderte mit seinem Schicksal: Jona, der Sohn Amittais. Dieser fromme Diener des Herrn hatte sich dem Willen Gottes gebeugt und war in die assyrische Stadt Ninive gegangen, um den Bewohnern die Strafe Gottes für ihren sündigen Lebenswandel auszurichten. Schon allein die Androhung hatte aber gewirkt, und die ganze Stadt tat Buße und besserte sich. Jona jedoch hatte noch nicht die Heimreise angetreten, sondern wartete außerhalb der Stadt vor einer Hütte, wie Gott die Stadt strafen würde. Aber nichts passierte! Das erboste den Propheten sehr! Denn er war nicht damit einverstanden, dass Gott bereit war, den Einwohnern von Ninive nach ihrer Reue ihre Sünden ohne Bestrafung zu vergeben. Was ihn so besonders ärgerte, war, dass er meinte, er habe den beschwerlichen Weg ins Assyrerland umsonst gemacht, „denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen.“ (Jona 4,2b) Also warum musste er diesen anstrengenden Auftrag überhaupt ausführen?

Und so betete er missmutig wie einst Elia: „So nimm nun, Herr, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben.“ (Jona 4,3) Denn auch sein Prophetenkollege Elia hatte kein Verständnis für seine „unverdiente“ Lage, denn immerhin hatte er zuvor die Priester des Fruchtbarkeitsgottes Baal in die Schranken gewiesen und damit die Allmacht des jüdischen Gottes unter Beweis gestellt.

Gott sah auf seine Diener herab und war erstaunt, dass sie annahmen, sie könnten ihm, dem Herrn, Vorschriften machen. Und so erteilte er beiden eine Lektion im rechten Glauben, allerdings auf unterschiedliche Weise.

Elia wurde nach seiner Anklage von Gott beschämt, indem er ihn durch Zuspruch wieder aufrichtete. Und nachdem sich Elia wieder gefangen hatte, war er bereit für einen neuen Auftrag – und Gott hatte auch schon einen für ihn bereit.

Aber dem Propheten Jona, der Gott gehässige Vorwürfe machte, weil dieser ihm einen seiner Meinung nach unnötigen Auftrag gegeben hatte, wird Gott hart belehren.


Es fing nett an: Gott der Herr aber ließ eine Staude wachsen; die wuchs über Jona, dass sie Schatten gäbe seinem Haupt und ihm hülfe von seinem Unmut. Und Jona freute sich sehr über die Staude.“ (Jona 4,6) Aber während er zufrieden einschlief, ließ Gott einen Wurm kommen; der die Staude stach und sie verdorren ließ. 

So stand der überraschte Jona am nächsten Tag vor dem verwelkten Busch und musste in der prallen Sonne schmachten. Aber er blieb uneinsichtig und verstand Gott nun noch weniger. Doch Gott klärte ihn auf: „Dich jammert die Staude, um die du dich nicht bemüht hast, hast sie auch nicht aufgezogen, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen sind, dazu auch viele Tiere?“ (Jona 4,10.11)

Damit endet das Buch Jona, und es wird nicht berichtet, ob der Prophet nun Gottes Plan versteht und einen neuen Auftrag bekommt – so wie es bei Elia gut weiter gegangen ist. Aber die Lektionen, die Gott den beiden Propheten in der alten Zeit erteilte, erteilt er auch uns Christen heute. 

Die zeitlos gültige Botschaft ist jene, dass es immer allein Gott, unser Herr und Schöpfer, ist, der weiß, was wir Menschen brauchen – auch wenn es uns oft schwerfällt, das einzusehen. Gläubige Menschen haben kein Anrecht auf ein problemloses Leben, auch dann nicht, wenn sie Gott treu dienen. 

 

Aber so wie eine Staude gegen die Unbill des Wetters hilft oder ein Strauch als Zufluchtsort, so ist Gottes Liebe ein Schutzschirm über alle, die an ihn glauben: Gott ist gütig und eine Feste zur Zeit der Not und kennt die, die auf ihn vertrauen.“ (Nahum 1,7)

1 Kommentar:

  1. Ein sehr guter Beitrag! Er regt zum Nachdenken und Besinnen nach. Besonders gut gefiel mit der Vergleich der beiden Propheten ELia und Jona!

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