Die
Wüste als Ort der Gotteserfahrung
Es
ist Stille. Kein Geräusch durchdringt sie, kein Lärm, kein
Geschrei. Nur Ruhe ringsum. In der Wüste ist man allein mit sich
selbst und seinen Gedanken. Sand soweit das Auge reicht, und der
endlose blaue Himmel über der Stille – nichts lenkt ab, nichts
erregt Aufmerksamkeit.
In
den Geschichten der Bibel kommen die Verfasser immer wieder auf die
Wüste zurück. Die Gründe, die Einzelne oder Gruppen in die sandige
Einöde führen, sind unterschiedlich. Aber egal, warum sie hingehen,
die harten Lebensbedingungen stellen alle auf eine schwere Probe.
Es
begann mit dem Volk Israel auf seiner Flucht vor dem Pharao. Gott
wies Moses an, die bequeme Route entlang des Mittelmeeres zu meiden
und den Weg Richtung Sinai einzuschlagen: „Und
am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus
Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai.“
(2 Mose 19,1) Noch folgten die Hebräer voller Begeisterung Moses auf
die Halbinsel Sinai, aber das sollte sich bald ändern. Denn sie
erwartete eine Geröllwüste ohne Flüsse, Brunnen und Oasen, in
denen man sich mit Essen und Trinken hätte versorgen können.
Der
Ärger über die sehr dürftige Versorgungslage entlud sich
regelmäßig: „Wollte Gott, wir wären in
Ägypten gestorben durch des Herrn Hand, als wir bei den
Fleischtöpfen saßen und Brot in Fülle aßen. Denn ihr habt uns
dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an
Hunger sterben lasst.“ (2 Mose 16,3) Mit diesem Gejammer
wird es die nächsten Jahre weitergehen, auch wenn den Leuten klar
war, dass Gott niemanden von ihnen verhungern lassen wird. Und so
wird das Volk Israel trotz aller schmerzlichen Entbehrungen seinem
Gott treu bleiben. Und er wird es letztendlich aus der Wüste wieder
herausführen in das fruchtbare Land, das einst Abraham und seinen
Nachkommen Heimat war.
Prüfungen,
die uns Gott auferlegt, haben ein Ablaufdatum: das will uns die
Wüstenwanderung der Hebräer sagen. Und diese symbolhafte Aussage
wird durch die Versuchsgeschichte, die Matthäus und Lukas über
Jesus berichten, bestätigt. Bevor dieser Nazareth verließ, um als
Prediger durch Galiläa zu wandern, zog sich Jesus in die Wüste
zurück, um zu meditieren und sich Gedanken über sein zukünftiges,
öffentliches Wirken zu machen. Wird er den Anforderungen gewachsen
sein? Er stellte das angenehme, geordnete Leben, das ihn als
Zimmermann in Nazareth erwartete, der entbehrungsreichen Mission im
Namen Gottes gegenüber. Als Rabbi würde er sich mit einfachen
Mahlzeiten zufrieden geben müssen und keine Aussicht auf Reichtum
und Karriere haben.
Zum
Segen der Menschheit hat Jesus sich dafür entschieden, sich seiner
von Gott gewollten Aufgabe als Messias zu stellen und nicht den
eigenen Bequemlichkeiten den Vorzug zu geben. Die Erfahrung, die Jesus
damals in der Wüste machte, wird er in der Bergpredigt an seine
Anhänger und somit auch uns weiter geben und fordern, seinem
Beispiel zu folgen: „Darum sollt ihr nicht
sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit
werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden.
Denn euer himmlischer Vater
weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach
dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das
alles zufallen.“ (Matthäus 6,31-33)
40
Jahre lang zogen die Israeliten durch die Halbinsel Sinai, 40 Tage
verbrachte Jesus allein in der Wüste: wie lange es tatsächlich
gedauert hat, wissen wir nicht. Der Zeitraum ist symbolisch, denn 40
ist eine heilige Zahl, die auf das besondere Eingreifen Gottes in
einen geschichtlichen Ablauf hinweisen soll. In den genannten
Beispielen ist der Vorgang mit großen Entbehrungen für die
Beteiligten verbunden, die offensichtlich von Gott gewollt waren.
Daraus geht die Botschaft hervor, dass Entbehrungen nicht bedeuten,
dass Gott sich abgewandt hat. Im Gegenteil soll uns vor Augen geführt
werden, dass man auch als gläubiger Mensch in dieser Welt keinen
Anspruch auf ein pausenlos sorgloses Leben hat. Das nämlich wird es
erst im Reich Gottes geben: „Denn unsre
Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über
alle Maßen gewichtige Herrlichkeit bei Gott.“ (2
Korintherbrief 4,17) Was wir darunter verstehen können, beschreibt
der Apostel Paulus in seinem Brief weiter: „Denn
wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen
wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit
Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“ (2 Korintherbrief
5,1)
Sich
freiwillig oder unfreiwillig in die Wüste zurückzuziehen und
Entbehrungen zu ertragen, ist heutzutage ein eher seltenes Phänomen
geworden. Aber sogenannte Durststrecken sind uns allen bekannt.
Gemeint sind damit Zeiten, in denen sich Rückschläge und
Unglücksfälle häufen, ohne dass man sie verhindern kann. Alles
geht schief, und Gott reagiert scheinbar nicht auf Gebete, auch wenn
sie noch so flehentlich vorgetragen werden. Auch für sehr gläubige
Christen ist so eine Zeit der Prüfung nicht leicht auszuhalten, und
da sie um die Allmacht Gottes wissen, ist ihnen auch bewusst, dass
Gott schwere Belastungen verhindern oder schnell beenden kann. Und
dann lässt er doch auf seine Hilfe warten – zumindest empfindet
man das so und hadert mit Gott.
Wir
Menschen wollen – verständlicherweise – ein leichtes, angenehmes
Leben führen und gehen davon aus, dass fromme Menschen von Gott für
ihren treuen Glauben in dieser Welt belohnt werden. Das ist aber eine
Fehleinschätzung. So eine Zusage findet sich in der ganzen Bibel
nirgends. Was die Heilige Schrift zusagt, ist die Belohnung für ein
Leben im Glauben an Jesus Christus im Jenseits, wenn das Reich Gottes
angebrochen ist. Das heißt aber nicht, dass Gott uns nicht auch in
diesem Leben beschützt und uns hilft: „Der Herr ist mein Hirte“
beginnt der Psalm 23 und richtet den Verzweifelten mit den Worten
auf: „Und ob ich schon wanderte im finsteren
Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken
und Stab trösten mich.“ (Psalm 23,4)
Doch
es ist nicht immer der einfache und rasche Weg, mit dem Gott aus der
Durststrecke heraus hilft, aber das ist kein Grund, sich verbittert
von Gott abzuwenden. Denn auch wenn wir das Gefühl haben, Gott habe
sich abgewandt, dann stimmt das sicher nicht. Gott ist treu in seiner
Liebe, und ein Leben in seiner Obhut ist immer ein Gewinn: „Gutes
und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang; und ich werde
bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ (Psalm 23,6)
Ein sehr schöner Blog! Er ist sehr informativ, und ich finde, es erklärt übersichtlich, was es bedeutet den Weg mit Gott zu gehen :) Ein sehr gelungener Beitrag, der so vieles Wichiges aussagt!
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