Schlangen
sind wunderschöne, elegante Tiere - und trotzdem gibt es kaum eine
Spezies, die den Menschen mehr Angst und Abscheu einflößt.
Im Alten
Testament werden sie sogar zum Symbol des Bösen erklärt. Wie
konnte es dazu kommen? Schuld
daran ist die Sündenfallgeschichte im 3. Kapitel des 1. Buches Mose.
Jeder kennt sie. Gott hatte den Menschen ein Paradies als
unbegrenzten Lebensraum geschenkt, aber mit einer kleinen
Einschränkung: „Du darfst essen von allen
Bäumen im Garten, aber von dem Baum der
Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an
dem Tag, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben.“ (1 Mose
2,16.17) Es kam, wie es kommen musste! Der Mann und die Frau
konnten mit dem Geschenk des freien Willens nicht umgehen, die
Versuchung ließ sie nicht ruhen. Letztendlich waren die Früchte des
verbotenen Baumes so verlockend, dass die beiden Menschen entgegen
dem Verbot Gottes davon aßen. Und eh klar, sie wurden erwischt.
Die
(meisten) Menschen neigen dazu, sich herauszureden, wenn sie etwas
angestellt haben und dafür zur Verantwortung gezogen werden. So
reagierten auch der Mann und die Frau im Paradies. Er schob die
Schuld auf sie, und sie verwies auf die Verführungskünste der
Schlange, offenbar ein günstiges Opfer zum Beschuldigen: „Aber
die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der
Herr gemacht hatte.“ (1 Mose 3,1a)
Genützt hat das feige Herausreden den Menschen nichts, sie wurden
für ihren Ungehorsam bestraft. Zu Recht, sie hätten „nein“
sagen können.
Auch
die Schlange kam nicht ungeschoren davon: „Auf
deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.
Und ich will Feindschaft setzen zwischen
dir und dem Weibe und zwischen
deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf
zertreten, und du wirst
ihn in die Ferse stechen.“ (1
Mose 3,14b.15)
Und in ihrer kriechenden Lebensweise sind auch Angst und Abneigung
der Menschen gegen Schlangen begründet: man sieht sie zu spät und
dann beißen sie zu.
Die
Sündenfallgeschichte gibt uns einen Einblick in die schwierigen
Lebensbedingungen der Bauern im antiken Orient. Sie ist Teil des
zweiten Schöpfungsberichts (der erste ist jener mit den 6 bzw. 7
Tagen), der vor circa 3000 Jahren geschrieben wurde. Wir lernen darin
das bäuerliche Weltbild um 1000 v. Chr. kennen.
Die
Schlange war der größte Feind des orientalischen Bauern, weil sie
durch lautloses Kriechen unbemerkt herankommen oder durch
farbliche Übereinstimmung mit der Erde am Acker nicht früh genug
gesehen werden kann und dadurch eine tödliche Gefahr darstellt. Die
Bestrafung, die Gott über die Schlange verhängt, macht deutlich,
warum sich die Menschen vor diesem Reptil besonders fürchten.
Sie
empfinden sie als heimtückisch und schlau, weil sie sich dem Bauern
als überlegen erweist. Der Mensch unterstellt der Schlange, dass sie
mutwillig aus dem Hinterhalt zuschlägt – dabei greift sie in
Wirklichkeit nur aus Notwehr an. Und von böse kann gar keine Rede
sein, denn wenn der Bauer ihr nicht zu nahe kommt und sie sich nicht
bedroht fühlt, tut sie ihm auch nichts. Aber da sie beide
den gleichen natürlichen
Raum beanspruchen
– der Bauer das Feld zum Beackern, die Schlange zum Leben und zur
Nahrungssuche – kommen sie sich unweigerlich in die Quere und sind
notgedrungen Gegner. Böse ist deshalb die Schlange aber nicht.
Eine
Veränderung der Sichtweise finden wir bei Jesus. In seinen
Gleichnissen nehmen die Beispiele aus dem bäuerlichen Leben einen
breiten Raum ein. Schließlich ist die Mehrheit seiner Zuhörer in
der Landwirtschaft tätig. Aber in den Vergleichsbildern mit
Schlangen werden diese von Jesus nicht mehr negativ dargestellt. Er
rückt das Bild der „bösen“ Schlange zurecht und befreit sie vom
Makel des Bösen. Anerkennend lobt er ihre Intelligenz: „Siehe,
ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug
wie die Schlangen und
lauter
wie
die Tauben.“ (Matthäus 10,16)
Wir
lernen von Jesus, dass es keine bösen Tiere gibt. Deshalb ist
eindeutig, dass Tierquälerei eine Sünde ist, für die sich jeder,
der sie begeht, beim Jüngsten Gericht vor Gott rechtfertigen muss.
Besonders jene, die ihre Profitgier mit Hilfe von Tierleid
befriedigen, werden in Erklärungsnotstand kommen. So wie Adam und
Eva, die zuerst aus Gier das Verbot Gottes missachtet haben und dann
durch ihre Schuldzuweisung an die Schlange bereit waren, deren
alleinige Bestrafung zu erreichen. Es war ihnen egal, was mit dem
Reptil passiert, Hauptsache sie selbst kämen mit heiler Haut davon.
Aber dem war bekanntlich nicht so. Die beiden Menschen mussten für
ihre Schuld einstehen.
Durch
die Sündenfallgeschichte wird deutlich, dass man mit fadenscheinigen
Ausreden bei Gott nicht durchkommt. Und Tiere als Sündenböcke für
den Egoismus der Menschen büßen zu lassen, ist für Gott ein
Frevel, den er nicht als Kavaliersdelikt abtun wird. Jeder Mensch
sollte es sich also gut überlegen, ob es ihm die paar Euro Ersparnis
wert ist, dass Tiere dafür unter brutalen Bedingungen gehalten und
getötet werden.
Die Tiere werden kein Problem haben, das ewige Leben
ohne Leid im Paradies zu erlangen, auch die Schlange nicht. Und dort
werden sie den Frieden finden, den gierige Menschen ihnen auf Erden
verweigern: „Kühe und Bären werden zusammen
weiden und
ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh fressen wie
die Rinder. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein
entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter.“
(Jesaja 11,7.8)
Es
gibt keine bösen Tiere, aber es gibt böse Menschen. Und sie haben
kein Gesicht, an dem man ihren dunklen Charakter erkennen kann. Aber
er tritt dann in Erscheinung, wenn man sieht, wie Menschen mit den
Schwächsten in der Gesellschaft, zu denen auch die Tiere gehören, umgehen.
Ich finde deinen Beitrag sehr wertvoll, denn es ist wahr- alle Tiere sind gut. Die Menschen sollten die Tiere viel mehr wertschätzen und respektieren! Es darf kein Tier unter der Hand eines Menschen leiden...
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