Sonntag, 28. Juni 2020


Was Sie über Jesus Christus wissen sollten


Jesus und seine Jünger haben aramäisch in einem galiläischen Dialekt gesprochen. Die Evangelien waren von Anfang an aber in Griechisch geschrieben, d.h. Jesu Worte wurden bereits übersetzt. Das muss man bedenken, wenn man sich auf „wörtliche“ Textstellen beruft. Vor allem dann, wenn man eine Übersetzung aus dem Griechischen in die jeweilige Muttersprache benützt. Bekanntlich sind Übersetzungen durch die Wahl der Vokabel subjektiv gefärbt.

Es gibt keine Schriften, die Jesus selbst verfasst hat. Er hat seine Lehre mündlich weiter­gegeben, er war Prediger und kein Schriftsteller. Das erste Evangelium ist das Markus Evangelium. Es erschien ca. 40 Jahre nach Jesu Rückkehr in den Himmel. Der Verfasser, über dessen Person wir nichts wissen, kannte Jesus nicht persönlich, sondern verwendete die mündlichen Erzählungen der Anhänger Jesu. Er hat wie ein Reporter für sein Evangelium recherchiert.

Jesu Zielsetzung war es, dem Willen Gottes, der in den heiligen Schriften Israels niedergeschrieben worden war, Gehör zu verschaffen. Das Alte Testament ist deshalb für die Christen der erste Teil ihres Glaubensbuches geblieben, als in der Mitte des 4. Jahrhunderts die Evangelien, die Apostelgeschichte, die Episteln und die Apokalypse zum Neuen Testament, dem zweiten Teil der Bibel, zusammengefasst wurden.

Jesus sah sich als die Erfüllung des Alten Testaments und betonte es in seinen Predigten auch stets: „Alles muss erfüllt werden, was über mich im Gesetz Mose, den Propheten und Psalmen steht“ (Lk 24,44) Jesus anerkannte die volle Autorität und Verbindlichkeit der heiligen Schriften Israels, beanspruchte aber für sich das Recht, ihr Erfüller zu sein. Damit geriet er in Konflikt mit den Pharisäern und Schriftgelehrten. Besonders empörte sie der Anspruch Jesu, der vom Propheten Jesaja verheißene Messias zu sein. Doch die leibliche Auferstehung Jesu von den Toten hat bewiesen, dass sein Anspruch zu Recht besteht, und hat jedem die Augen geöffnet, der die Wahrheit sehen will: „Das ist aber das ewige Leben, dass die Menschen dich, der du allein wahrer Gott bist, und den Sohn, den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Johannes 17,3)

Jesus hat gepredigt, dass der Glaube nicht von heiligen Stätten und Tempeln abhängen darf. So hatten es auch schon die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob praktiziert: sie dienten Gott dort, wo sie gerade waren. Seit seiner Himmelfahrt ist Jesus immer und überall bei uns, auch wenn wir ihn nicht sehen können. Es ist also überflüssig und bringt nichts, Jesus-Gedenkstätten aufzusuchen und ihn dort zu verehren. Wo immer wir zu Jesus beten, kann er uns hören.

Jesus hat auch nie ein Tieropfer dargebracht, obwohl diese Art der Gottesverehrung in der Antike allgemein üblich war, auch im Judentum. Er war gegen diese religiöse Praxis, weil er den Bestechungsgedanken, der dahinter steht, abgelehnt hat. Denn die Menschen erwarteten dadurch, dass sie auf einem Altar einer Gottheit ein Opfer dargebracht haben, von dieser eine Gegenleistung. Aber Jesus hat diese Art der Gottesverehrung klar zurückgewiesen: man kann Gott nicht mit guten Werken bestechen. Der Glaube und die Gesinnung sind die entscheidenden Grundpfeiler aufrichtigen christlichen Lebens. Darauf kommt es Gott an und nicht auf vorgeschriebene fromme Taten, die man wie nach einem Rezept abspult.

In diesem Sinne kritisierte Jesus vor allem die strengen kultischen und rituellen Gesetze und Verbote, über deren Einhaltung die Pharisäer streng wachten. Aber für Jesus standen Barmherzigkeit und Verständnis für die Schwächen des Nächsten über jeder kultischen Reinheit und buchstabengetreuen Einhaltung der Religionsgesetze: Geht aber hin und lernt, was das heißt: Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“ (Matthäus 9,13)

Jesus lehnte es ab, dass Menschen aus der Gemeinschaft und aus dem Gottesdienst ausgeschlossen wurden, wenn sie die religiösen Gesetze nicht strikt befolgen konnten. Er predigte, dass Gott auch für die Menschen da ist, die wegen ihrer offensichtlichen Verstöße gegen die Reinheitsgebote als Sünder verachtet und gemieden wurden. Jesus ging mit gutem Beispiel voran, indem er persönlichen Umgang mit religiös und sozial Ausgegrenzten hielt. 
Er setzte sich auch hin zu gemeinsamen Mahlzeiten mit den aus der Gemeinschaft Ausgestoßenen, wie zum Beispiel den Zöllnern: „Denn der Messias ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren scheint.“ (Lukas 19,10)

Für Jesus gehört zur Nächstenliebe unbedingt die Vergebungsbereitschaft. Sie muss grenzenlos sein und darf keinen ausschließen, der Fehler gemacht hat. Die Versöhnung mit dem Nächsten ist wichtiger als die Einhaltung jedes kultischen Gebotes. Die Bereitschaft zur Vergebung ist für Jesus das Maß, mit dem man beim Gericht Gottes am Ende der Zeit selbst gemessen wird. So barmherzig man zu seinem Nächsten ist, so barmherzig wird der Mensch von Gott behandelt werden: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.“ (Lukas 6,36.37)

Für Jesus ist die größte Sünde die Selbstgerechtigkeit der Frommen, weil sie keine Barmherzigkeit kennt. Diesem Hochmut hält Jesus entgegen: Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Augen?“ (Matthäus 7,3)

An Jesus Christus zu glauben gibt Halt und Geborgenheit. Der Lebensweg mit Jesus führt zur inneren Ruhe und zur Friedfertigkeit in der Gemeinschaft, denn keiner muss Angst haben, Fehler zu machen und abgeurteilt zu werden. Jesus streckt jedem die Hand entgegen, wir müssen sein Angebot nur annehmen: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ (Matthäus 11,28.29)

1 Kommentar:

  1. Dein Beitrag gefällt mir sehr gut, denn ich finde, es ist alles Wesentliche knackig aufgelistet! Eine gute Einführung für jemanden, meiner Meinung nach, der zum christlichen Glauben kommt ;)

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